Dienstag, 30. Juni 2015

Stoffwindeln - Ein Erfahrungsbericht

Es war ein Versuch ob es klappt, mit Stoffwindeln. Jetzt wickeln wir ein halbes Jahr damit und sagen uneingeschränkt JA zu ökologischem Wickeln.
Da unsere Große mit Wegwerfwindeln (babylove von dm) gewickelt wurde, haben wir den direkten Vergleich zwischen den hübschen Stoffies und den Einmalwindeln.

Beweggründe für das Stoffwickeln

Heute ist Stoffwickeln nicht nur 'öko', sondern auch bunt, bringt Farbe und Freude in den Babyalltag und ist außerdem noch praktisch und eigentlich keine große (umständliche) Sache mehr. Es gibt längst Windeln auf dem Markt (vor 5 Jahren gab es die noch nicht hier in Deutschland!), die im Prinzip funktionieren wie Einmalwindeln (Pocketwindeln). Entweder mit Klett oder mit Druckknöpfen - zack, zu.
Viele Windeln, genannt One-Size, passen zum Zeitpunkt nach der Geburt bis zum Ende der Wickelzeit (15 bis 18 Kilogramm). Auch unsere Große (5 Jahre) passt noch in die Windeln (haben wir getestet!).
Viele Vorteile von Stoffwindeln sind ja allgemein bekannt. Trotzdem will ich diese hier nicht vernachlässigen, da sie wirklich für sich sprechen :-)


  • Wir produzieren weniger Müll und schonen die Umwelt 
  • Wir sparen Geld
    (wenn wir nicht dem Kaufzwang verfallen und wöchentlich neue Designs und Muster bestellen)
  • Stoffies sind äußerst sanft und atmungsaktiv zu Babys Haut
  • sie laufen seltener aus als Wegwerfwindeln
    (ist tatsächlich so! Von unserer Großen mussten wir viele Kleidungsstücke entsorgen, da sie verschmutzt waren. Diesmal blieb alles sauber!)
  • einmal angeschafft, können Sie lange (je nachdem über die gesamte Wickelzeit bei One-Size-Windeln) getragen werden
  • Kinder werden häufig schneller trocken, da sie die Feuchtigkeit auf der Haut spüren
  • Naja, sie sehen natürlich super hübsch aus und farbige Babypos sind nun mal sehr niedlich
  • Sie können an das nächste Kind oder ein anderes Kind weiter gegeben werden, was Stoffwickeln besonders nachhaltig macht

Erschwerte Bedingungen? 

Unser Baby wurde im Winter geboren, so wickelten wir auch erstmal unter erschwerten Bedingungen mit Stoffwindeln, denn wir haben keinen Wäschetrockner, auch sonst mit zwei Kindern nicht gerade wenig Wäsche und leben in einer nicht gerade riesigen Stadtwohnung ohne Wäschekeller oder Hauswirtschaftsraum.
Liebe Mamas und Papas, die ihr vielleicht überlegt, ob ja oder ob nein, probiert es einfach. Stoffwickeln ist eigentlich einfach, wenn man ein paar Hinweise zur Pflege der Materialen und Wäsche beachtet (dazu später).
Und ganz viele Vorurteile bestätigen sich in der Praxis schlichtweg nicht. Nein, wir fassen keine verkackten Windeln an. Nein, Muttermilchstuhl ist nicht schädlich für die Waschmaschine und kann einfach mit dem Wasser ausgespült werden (ist komplett wasserlöslich). Wie das dann mit Breistuhl funktioniert, da sind wir mal gespannt... Das große Geschäft (wenn es denn fest ist, sprich bei Aufnahme von fester Nahrung am Familientisch) würde man dann einfach vorab in der Toilette entsorgen.
Mit ein paar Tipps und wenig Zubehör, ist Stoffwickeln praktisch und hygienisch. Unser Zubehör möchte ich euch gerne in einem separaten Bericht vorstellen.

Was passt zu uns? 

Jeder, der sich ans Stoffwickeln heran wagt, muss (darf!) vermutlich erstmal ein bisschen rumprobieren was zur Familie passt, was das Baby gerne mag, was gut sitzt, womit man am besten zurecht kommt und was einem obendrein auch noch gefällt.

So klein die Stoffie-Welt vor 5 Jahren hier in Deutschland noch war, so groß ist sie jetzt. Daher ist es mir leider nicht möglich, euch sämtliche Systeme in einem Bericht vorzustellen. Deshalb möchte ich euch an dieser Stelle gerne weitergeben, welche Erfahrungen wir gemacht haben und für welche Windeln wir ausprobiert und wofür wir uns in der momentanen Situation entschieden haben.

Unsere Lieblings-Windel-Marken und Windelsysteme 

Da unser Kleinster eine wahnsinnig empfindliche Haut hat, haben wir mittlerweile ganz schön viel ausprobiert. Was sich echt bewährt hat, allen (Stoff-)Windeln voran, ist Windelfrei (siehe hierzu mein letzter Bericht "Babys ohne Windeln?".
Und wenn er denn eine trägt, dann ist der Babyhintern meistens in einer Pocketwindel von Charlie Banana (mit Microfaser-Innenleben oder auch Organic, also Biobaumwolle), Pop-in, Little Lamb oder Bambino Mio. Das sind alles nicht nur One-Size-Windeln sondern auch All-in-One-Windeln. Das heißt, sie benötigen keine Überhosen und funktionieren dank einer äußeren Schicht aus PUL-Stoff (hält die Feuchtigkeit innen und ist dennoch atmungsaktiv) einfach wie Wegwerfwindeln.
Diese Art Windeln wird auch Pocketwindel genannt, da sie eine Tasche oder Lasche haben, in die man eine saugfähige Einlage hinein schiebt, welche Pee und Poo zuverlässig aufsaugt. Der Dschungel der Einlagen ist vermutlich ebenso groß oder noch größer als der Stoffwindel-Dschungel. Einlagen gibt es in den verschiedensten Varianten, Größen und Materialien. Hanf saugt wahnsinnig gut, Baumwolle ebenfalls. Jedoch fühlt sich Baumwolle schnell nass und feucht an auf Babys Haut. Babys, denen das nicht zusagt, gefällt womöglich eine Mikrofaser-Einlage und Mikrofaser-Innenleben (Oberfläche) der Windel besser, da sie Flüssigkeit nicht aufsaugt sondern weiter in den Saugkern leitet und sich somit trocken auf Babys Haut anfühlt (Stay-Dry-Oberfläche).
Mit oben genannten Windeln sind wir super zufrieden und ich stelle sie bei Bedarf auch gerne noch einmal separat vor.
Da wir ausschließlich mit Stoff wickeln, muss auch noch was für die Nacht her. Tagsüber sollte eine Stoffwindel, wie bei Wegwerfwindeln auch, nicht länger als 3 bis 4 Stunden getragen werden. Nachts darf eine Windel da auf jeden Fall mehr können. Nachtwindeln dürfen auch gerne was dicker sein, somit wird die Saugkraft erhöht und die Bewegungsfreiheit im Schlaf etwas einzuschränken durch eine dickere Windel ist für ein Baby nicht störend, im Gegenteil. Deshalb haben wir uns für die Bamboozle Windel und die Anavy Windel entschieden. Unser absoluter Favorit für die Nacht ist derzeit die Anavy-Windel. Sie ist anschmiegsam, weich, hat flexible Beinbündchen und ist wahnsinnig saugstark. Außerdem kommt sie in super süßen Designs daher. Auch die Bamboozle saugt viel Feuchtigkeit, sie ist jedoch relativ breit und macht somit einen ordentlichen Windelpo. Für Babys, die breit gewickelt werden sollen (zum Beispiel wegen der Hüfte) ist das ideal.

Und sonst so? 

Zu Beginn haben wir mit klassischen Strickwindeln, Mulltüchern und Wollüberhosen gewickelt. Auch das war klasse, so lange sich unser Kleiner auf dem Wickeltisch noch nicht so viel bewegte. Danach sind wir zu Popolini organic One size Windeln (das ist eine Höschenwindel) gewechselt, über die noch eine Überhose getragen werden muss. Damit waren wir sehr zufrieden - bis wir auf die modernen Pocketwindeln (siehe oben) gestoßen sind, die Überhose und Windel funktionell in einem vereinen und somit wickeltechnisch funktionieren wie eine Wegwerfwindel.

Pflege 

Lediglich in der Pflege sind bei Stoffwindeln, wie auch bei anderen Textilien, eine handvoll Hinweise zu beachten, damit sie langlebig und somit auch wirklich nachhaltig sind.
Im Hauptwaschprogramm bei 60 Grad mit Vorwäsche und Nachspülen werden Windeln problemlos sauber. Dies ist, nach vorherigem Durchspülen der verschmutzen Windeln, für eine hygienische Reinigung völlig ausreichend. Es sollte nicht an Wasser gespart werden, Waschmittel (Bioqualität und ohne Enzyme und Seifen zum Beispiel von Ullrich Natürlich oder Rock n' green) sollte sparsam verwendet werden, damit die Windeln nicht verseifen oder Waschmittelrückstände Babys Haut reizen. Deshalb auch nach der Hauptwäsche den Spüldurchgang an der Maschine anwählen und abschließend bei höchstens 800 Umdrehungen schleudern. Ist das Wasser besonders hart, darf ein Enthärter verwendet und nach Packungsanleitung dosiert werden. Wer nicht weiß, wie hart das örtliche Wasser ist, kann das bei der Stadt erfragen oder im Internet in Erfahrung bringen. Weichspüler und Hygienespüler dürfen nicht verwendet werden.
Am besten und schonendsten für das Material ist das Trocknen auf der Leine. Die meisten Stoffwindeln dürfen nicht in den Trockner, da das die Windeln unnötig strapaziert.
Flecken verbleichen am besten (und meistens sogar gänzlich) im Sonnenlicht.
Wollüberhosen brauchen von Zeit zu Zeit eine spezielle Wollkur, in die sie eingelegt werden, um die Saugkraft und selbstreinigenden Eigenschaften der Wollfaser zu erhalten.

Außerdem zu empfehlen 

Wir kaufen gerne bei www.1bis3.de ein. Oder bei den Fratzhosen. Ersteres ist ein umfangreicher Online-Shop, der mit viel Liebe betrieben wird und wo die einzelnen Windeln wunderbar beschrieben und erklärt sind - auch für Einsteiger und mit viel Wissenswertem rund um Stoffwindeln gespickt. Bei den Fratzhosen bekommt man individuelle Antworten auf seine Fragen und hat direkt noch eine Stoffwindelberaterin an der Hand.
Wer gerne youtube nutzt, findet viele Tipps rund um Stoffwindeln bei NewMamasWorld.

Montag, 29. Juni 2015

Babys ohne Windeln?

Was ist Windelfrei? 

Windelfrei, auch topffit genannt, ist ein anderer Begriff für Ausscheidungskommunikation. Klingt ja auch etwas unschön. Was steckt dahinter?

Der Begriff "Windelfrei" ist tatsächlich irreführend. Soll nämlich nicht zwangsläufig bedeuten, dass ein Baby von Geburt an keine Windeln mehr trägt. Vielmehr steckt die Idee dahinter, dass wir auf Babys Signale achten. Ist es müde? Hat es Hunger oder Langeweile? Will es schmusen? Oder muss es einfach mal?

Viele Menschen wissen nicht, dass Babys von Geburt an ihre Ausscheidungen kontrollieren können, wenn man ihnen nur die Möglichkeit dazu gibt. Das klappt mal mehr, mal weniger gut, aber irgendwie immer überraschend gut!

Praxistest 

Klingt (zunächst) unglaublich. Wir waren skeptisch, und haben Windelfrei (mit Windeln) getestet.

Und ja, unser Baby trägt Windeln. Wunderschöne, ökologisch nachhaltige und dazu noch hübsche Stoffwindeln. Als Back-up sozusagen. Zumindest, wenn wir unterwegs sind. Zuhause ist unser Kleinster meistens ohne Windel. Wenn es so warm ist wie jetzt, ist das ohne Probleme möglich.
Babys nehmen ohne Kleidung und ohne störende und einengende Windeln ihren Körper ganz anders wahr. Sie spüren sich, bewegen sich freier und können somit auch motorisch ihre Fähigkeiten besser ausbauen als komplett eingepackt. Zudem ist die (nackte) Haut einfach unser größtes Sinnesorgan.

So weit, so gut. Und wie funktioniert das jetzt, wenn unser Kleinster mal muss? Er wird übers Potty gehalten oder über die Toilette. Jedes Baby macht sich da auf seine ganz eigene Art bemerkbar. Unser Baby quengelt. Das ist tatsächlich auch nicht immer von Vorteil, zum Beispiel im Supermarkt. Zuhause aber kann man super darauf eingehen. Und es ist jedes mal ein kleines  Erfolgserlebnis, und das gleich mehrmals am Tag (auch für die Eltern)!

Vorteile? 

Die Vorteile liegen auf der Hand: Vermutlich verweilt kein Mensch gerne in seinen Ausscheidungen. Auch Babys nicht. Außerdem sind Windelfrei-Babys schneller trocken (das Trockenwerden ist nicht mit Windelfrei zu vergleichen, ersteres bleibt bei uns allerdings noch abzuwarten). Wunde Po´s gibt es so gut wie gar nicht mehr. In den Windeln ist das Klima trockener und wer mit Stoff wickelt, hat merklich weniger Wäsche. Wer mit Wegwerfwindeln wickelt, spart Geld bei den Windelkäufen, schmeißt weniger schmutzige Windeln in den Müll. Windelfrei schont Babys Po und die Umwelt.

In der Praxis bedeutet das: Wir trainieren einem Neugeborenen nicht erst ab, sich zu melden, wenn es mal muss, sondern gehen von Anfang an (zumindest so oft es geht) darauf ein. Das stärkt ganz nebenbei die Bindung zwischen Baby und Bezugspersonen. Reagieren Bezugspersonen auf diese Signale nicht, verlieren sie sich zwischen dem 4. und 6. Lebensmonat des Babys.

Eigentlich paradox: Zunächst sollen die kleinen Erdenbürger in die Windel machen. Sobald wir Erwachsenen denken, die Zeit sei gekommen (meistens wird dies im Alter von spätestens 3 Jahren erwartet), sollen unsere Kinder sich wieder abgewöhnen, was wir ihnen beigebracht haben.

'Trockenwerden'  

Und warum ist das Trockenwerden nicht mit Windelfrei zu vergleichen? Was ist anders? Windelfrei ist lediglich ein Angebot, eine Möglichkeit, die wir unseren Babys geben. Wir erwarten dabei - nichts. Schon gar nicht, dass nichts mehr in die Windel geht. Gehört habe ich allerdings schon davon :-) In anderen Kulturen geht es ja auch ohne Windel. Bei uns Zuhause nicht. Das Schöne daran ist ja, dass jede Familie für sich entscheiden kann, wie Windelfrei sie tatsächlich den Alltag gestaltet.
Bereits ein Windelfrei-Erfolg pro Tag (beispielsweise abends vor dem Schlafengehen oder morgens nach dem Aufstehen) trägt dazu bei, dass ein Kind die Kontrolle über seine Ausscheidungen nicht verliert, um sie im Alter von 3 Jahren mühsam wieder neu zu erlernen.

Windelfrei von Beginn 

Bei Windelfrei gibt es kein Konzept, welches vorschreibt, wann und wie man damit anfängt. Ratsam ist jedoch, in den ersten 4 bis 6 Lebensmonaten damit zu beginnen, bevor das Baby aufhört, sich durch seine Signale bemerkbar zu machen. Grundsätzlich ist es bereits direkt nach der Geburt möglich, ein Baby bei entsprechenden Signalen über ein Töpfchen abzuhalten. Verschiedene Abhaltepositionen, die Babys zunächst noch geringer Körperspannung und Kontrolle über die eigenen Körperbewegungen gerecht werden, gibt es mittlerweile im Internet auf verschiedenen Fotos zu sehen (einfach googeln). Wichtig ist lediglich, dass das Baby in einer bequemen Haltung ist, also nicht weint oder meckert, sein Rücken gestützt und gehalten wird und es außerdem sicher gehalten wird.
Wer sein Baby beobachtet und besonders während und nach dem Stillen oder Aufwachen wachsam ist, wird bald die entsprechenden Signale kennen und wissen, wann es muss. Wer noch unsicher ist, kann auch einfach ein Angebot machen, eben beispielsweise immer nach dem Stillen oder zu festen Ritualen wie vor dem Zubettgehen, nach dem morgendlichen Aufstehen. In der Regel dauert es nicht lange und das Baby nimmt dieses Angebot wahr und erfährt, dass seine Eltern auch reagieren, wenn es sich bemerkbar macht.

Kleidung für Windelfrei 

Mittlerweile gibt es Kleidung, die speziell für windelfreie Babys genäht wurde, wie zum Beispiel die Windelfrei-Kollektion von iobio (ökologische Kindermode). Außerdem eignen sich Babystulpen ganz gut, damit die Beinchen nicht auskühlen, wenn man das Baby abhält oder es ohne Hose unterwegs ist. Anstatt Body kann man auch nur Hemdchen und Unterhose oder Windeln tragen, damit es bei Bedarf ohne lästiges Aufknöpfen ganz schnell geht.
Wir testen gerade einige Kleidungsstücke von iobio. Besonders praktisch finden wir die geringelte Hose, die es momentan in drei Farbvarianten gibt und die einfach im Schritt durch Beiseiteschieben einer Stofflage geöffnet werden kann. Funktioniert im Prinzip wie ein Stillshirt.

Viel Freude beim Experimentieren!


Quellen und Infos: 
Julia Dibbern: Geborgene Babys 
http://www.babysohnewindeln.de/warum-windelfrei/

Samstag, 20. Juni 2015

Hausgeburt





In unsere Mitte geboren

Unser zweites Kind wurde zuhause geboren. Das erste ambulant im Krankenhaus. Beide Geburten waren schön, einmalig, anstrengend und irgendwie nicht in dieser Welt. 

Was es bedeutet, ohne Schmerzmittel zu gebären, wusste ich von unserer Großen und durfte erfahren: es geht. Klar, viele Frauen haben schon immer ihre Kinder geboren, auch ohne PDA. Mit der helfenden Hand einer Hebamme und einer großen Portion Mut.  


So kam unser Jüngster im Wohnzimmer zur Welt. Nach 2 Stunden Yoga auf der Matte, zu den Mantras von David Lurey, bei Kerzenschein und dem Duft von ätherischen Ölen.
Er wurde mitten ins Leben geboren, dort, wo unser Leben stattfindet.
Ich durfte meine Wehen Zuhause veratmen und erfahren, was es bedeutet, ganz selbstbestimmt einen kleinen Menschen zur Welt zu bringen. Ich konnte laut sein, durch die Wohnung wandern, schreien, alleine sein, auf die Hilfe meines Freundes vertrauen. Keine Ärzte, und auch beinahe keine Hebamme. Nur wir. Die Große hatte zum Glück einen tiefen Schlaf und wurde von meinen Geräuschen nicht wach. Und schließlich kam die Hebamme doch noch, gleichzeitig mit dem Köpfchen unseres Kindes. 
Stimmt, die Folie konnten wir nicht mehr richtig auslegen, die Handtücher für unseren Sohn nicht mehr vorwärmen, das Auto der Hebamme musste mitten auf der Straße stehen bleiben, und wir hätten es auch garantiert in kein Krankenhaus mehr geschafft.
Und genau das war es, was wir wollten. Dass unser Sohn von Anfang an in unsere kleine, manchmal chaotische Welt geboren wird, wo er vielleicht nicht mit warmen Handtüchern, aber mit ganz viel Liebe, Wärme und Körperkontakt empfangen wird. An einem Ort, an dem wir uns wohlfühlen und ganz wir selbst sein dürfen. 

Für alle Beteiligten ist eine Geburt ein einmaliges Erlebnis. Für unsere Kinder ist sie der Start ins Leben. Auch wenn sie sich nicht mehr aktiv an dieses Ereignis erinnern, ist es doch ein Teil von ihnen.
Für die Mutter ist eine Geburt ein unvergessliches Erlebnis. Wir geben alles, um einem kleinen Menschen das Leben zu schenken. Mit all unserer Kraft, aller Energie und dem größten Willen der Welt versuchen wir, über den Schmerz hinweg zu atmen, immer weiter zu machen. Wir erleben neu, was Liebe ist, wie Glück sich anfühlt. Was es wirklich bedeutet, eine Einheit zu sein mit dem Menschen, den wir lieben und dem Kind, dem wir das Leben schenken. Und genau hier ist sie geboren, die Familie. 

Liebe Alle, lasst uns kämpfen für unsere Hebammen, die uns die Möglichkeit einer selbstbestimmten Geburt eröffnen. Danke Silke! Wir wollen wählen dürfen, wo und wie wir unsere Kinder zur Welt bringen! Ob mit oder ohne Schmerzmittel, ob im Krankenhaus, Geburtshaus oder Zuhause. 
Liebe Mamas, habt Mut und Selbstvertrauen in euch und eure Kinder und Partner. In eure Familie.