Dienstag, 29. Dezember 2015

Schulranzen für Erstklässler

Scout, O'Neill und wie sie alle heißen, sieht man heute immer seltener auf den Rücken der Kinder. Seitdem unser Töchterchen in der Vorschule ist, sehen wir uns genauer an, was da in die Schule und nach Hause transportiert wird und vor allem, wie!
Wir möchten Euch kurz vorstellen, welche Favoriten bei uns in der engeren Wahl sind und unsere Auswahl begründen.
Zunächst sind uns - wie vielen anderen vermutlich auch - der Ergobag Schulrucksack, wahlweise der Cubo aus der Ergobag Kollektion, positiv aufgefallen. Etwas überrascht waren wir, als wir die Testberichte für die Ergobag Schulranzen durchlasen. Sie wurden mangelhaft getestet. Jetzt wollten wir es genauer wissen, hatten wir doch den Ergobag Ranzen für unser Töchterchen beinahe schon ausgewählt.

Der Ergobag Schulrucksack 
      
Wie man sich
 unschwer denken kann,
ist rot bei uns Lieblingsfarbe. 
Die Idee des Ergobag Schulrucksack wurde von zwei jungen Männern aus Köln Ehrenfeld geboren. Sie wollten ein Produkt entwerfen, welches Ergonomie, Nachhaltigkeit und gute Qualität vereint. Der Schulrucksack hat den Vorteil, dass er mithilfe eines Brust- und Hüftgurtes die Eigenschaften eines Trekkingrucksackes nachahmt und so das Gewicht von den kindlichen Schultern nimmt und auf das stabilere Becken verteilt.
Die Ranzen gibt es aber
auch in vielen anderen,
hübschen Farben! 
Für gute Sichtbarkeit im Straßenverkehr sorgen (zusätzliche) Reflektoren, die ganz einfach per Reißverschluss an den Ranzen dran und wieder abgezippt werden können. Warum also kommt das Testergebnis mit Mangelhaft so schlecht daher? Ergobag unterliegt nicht der gängigen DIN Norm, die dem Schulranzen Test der Stiftung Warentest zugrunde liegt. Diese ist auf Tornister zugeschnitten, nicht auf ergonomische Schulrucksäcke und auch nicht auf viele andere (moderne) Schulranzen von heute. Umso verwunderlicher, dass diese Schulranzen DIN Norm (58124), obwohl veraltet, nach wie vor Anwendung bei heutigen Ranzentests findet. Das Angebot an Schulranzen ist heute weitaus größer als noch vor einigen Jahren - es besteht längst nicht mehr ausschließlich aus klassischen Tornistern. Wenn man einen solchen möchte, muss man fast schon suchen. Aber dazu später!
...und vielfältigen Motiven und Mustern!

Der Ergobag Schulrucksack ist für zierliche und größere Kinder geeignet, so der Hersteller. Besonderen Fokus setzt der Hersteller auf Nachhaltigkeit. Die Ergobag Ranzen werden zu 100% aus recycelten PET-Flaschen hergestellt. Die Flaschen stammen aus Ländern, in denen es kein Pfandsystem gibt. So möchte Ergobag dazu beitragen, die Umweltverschmutzung zu reduzieren. Pro Ranzen werden circa 20 recycelte Pfandflaschen benötigt. (Ich hätte mehr getippt!?!)
Wer sich die Ranzen einmal angesehen hat, weiß, dass er vermutlich jedes Erstklässler-Herz höher schlagen lässt. Sie kommen wunderbar farbenfroh daher, aber ohne das übliche Motivgewimmel (sogar für Puristen ist was dabei). Für Individualität und Wiedererkennungswert sorgen die unterschiedlichsten Themen-Kletties, die an den Ranzen geklettert werden können. Von Flugzeugen über Schiffe, Autos und Prinzessinnen samt Kutsche ist alles dabei! Und wer sich hier für nichts begeistern kann, der darf sogar seine Kletties selbst entwerfen (mit eigenen Fotos, Zeichnungen oder Bildern) und hält nach getaner Arbeit absolute Unikate in der Hand.
Die Schulranzen von Ergobag kosten zwischen 200 und 250€ und sind somit preislich eher im oberen Segment angesiedelt. Jedoch ist sämtliches Zubehör, wie ein Set Kletties, Turnbeutel, Federmäppchen und Schlampermäppchen im Preis inbegriffen.

(Siehe Hersteller: www.ergobag.de http://designskins.com/partner/ergobag/shop.htmlutm_campaign=Ergobag&utm_source=Partnerseite&utm_medium=SkinDesigner&utm_content=Link&utm_term=allgemein). 

Bio-Lederschulranzen von Aruzzi Taugo 
Bei unseren Recherchen sind wir außerdem auf den Lederschulranzen iSi von Aruzzi Taugo gestoßen. Der leichte Ranzen (100 Gramm leichter als Ergobag) wiegt nur 1000 Gramm. Der Klassiker ist aus Bioleder und in 13 unterschiedlichen Farben erhältlich. Klar, so ein Lederranzen kommt ohne Weichmacher und Plastik aus und ist außerdem auch noch sehr robust und beständig! Der Hersteller legt großen Wert auf schadstofffreies Material und Praktikabilität im Alltag. Die Ranzen werden von Täschnern und Sattlern in Deutschland hergestellt mit Liebe für´s Detail. Es gibt sogar Ranzen, die mit Kuhfell dazu einladen, sich mal richtig anzukuscheln ;-)
Der Ranzen hat einen praktischen Henkel (Tragegriff), an dem er aufgehängt werden kann und ein großes Innenfach, zusätzlich ein Vorderfach. Zubehör kann passend dazu erworben werden (Federmäppchen). Die Schnalle ist eine Steckschließe und für Kinder leicht zu öffnen. Die Träger sind für höheren Tragekomfort 4 cm breit und mit einem 2 mm starkem Wollfilz gepolstert. Reflektoren gibt es allerdings nicht. Es empfiehlt sich, in der dunkleren Jahreszeit ein blinkendes Lämpchen oder ähnliches anzubringen.
Laut Hersteller sind die Ranzen absolut für Schulanfänger und auch für zierliche Kinder geeignet. Rezensionen von Kunden habe ich bis dato ausschließlich ausgesprochen positive gefunden!
Der Bioschulranzen iSi von Aruzzi Taugo kostet 210€, und sollte damit in jedem Falle eine langlebige Alternative sein.

(Siehe Hersteller: www.aruzzitaugo.com)  


Schulranzen von Kundschafter 
Und wer es noch leichter, und trotzdem klassisch mag? Ein Schulranzen sollte schließlich nicht mehr als 10% des Körpergewichtes des Kindes ausmachen, das ihn tragen soll!
Ebenfalls made in Germany, mit leichten 700 Gramm, sind die Schulranzen von Kundschafter. Sie werden in Berlin (Prenzlauer Berg) in Handarbeit hergestellt. Erhältlich sind sie in 2 unterschiedlichen Varianten (Größen). Für zierlichere und normale bis größere Kinder. Standardfarben sind rot, blau, grün. Dieses Jahr gibt es ihn außerdem in einer Sonderedition in einem verwaschenen lila. Die Farben sind knallig für gute Sichtbarkeit und weil farbenfroh schön ist. Außerdem gibt es Reflektorstreifen rund um den Ranzen sowie einen passenden Brustgurt, den man separat dazu erwerben kann. Auch die Gurtbänder leuchten in Orange und sind mit reflektierenden Streifen ausgestattet. Hergestellt ist der Kunderschafter-Tornister aus einem strapazierfähigen Polyamidgewebe, aus dem normalerweise Motorradkleidung gefertigt wird. Er ist wasserdicht und formstabil.

Außerdem ist er mit rund 170€ erschwinglicher als so manch anderer Ranzen auf dem Markt. Mittlerweile ist der Kundschafter bereits mehrfach mit Preisen ausgezeichnet worden und längst kein Nischenprodukt mehr!  Dennoch klassisch, individuell, gefällt Kindern UND Erwachsenen!

(Siehe Hersteller: www.derkundschafter.de) 

Da die Auswahl für uns auf einmal größer ist als gedacht, haben wir uns noch längst nicht entschieden. Zum Glück ist noch etwas Zeit, bis man den Schulranzenkauf für die zukünftigen Erstklässler getätigt haben sollte. Empfehlenswert ist natürlich - zusätzlich zur Recherche im Netz - eine Anprobe im Fachhandel oder direkt beim Hersteller! Der Ranzen sollte sitzen, und gefallen.
Ich konnte im Fachhandel in Erfahrung bringen, dass Eltern mit der Entscheidung jedoch nicht länger warten sollten als Ostern. Die (beliebten) Modelle sind dann wohl bereits häufig vergriffen und die Auswahl deutlich reduziert.




Freitag, 25. Dezember 2015

Weihnachten, das Fest der Liebe

Ein Fest der Liebe ist immer irgendwie auch ein Fest der Familie, denn in einer Familie, da sollte es reichlich Liebe geben. Nicht nur in der kleinen Kernfamilie, in der man tagtäglich lebt, sich wohlfühlen darf, sein Zuhause hat. Auch darüber hinaus und eigentlich noch so viel weiter. Weihnachten ist das Fest der Nächstenliebe.

Es gibt so viele Begegnungen an Weihnachten. Familienmitglieder, die man länger nicht gesehen hat, wo es viel zu erzählen gibt, schöne gemeinsame Stunden, aber auch Momente, in denen man nicht richtig weiß, was Weihnachten jetzt genau von einem will. Soll ich lächeln und mich auf das Wesentliche besinnen oder darf ich offen sagen, dass mich das ärgert? Und das am Fest der Liebe?

Vielleicht sind manchmal die Erwartungen an diese besondere und einmalige Zeit im Jahr von vielen Allen so hoch, dass diese Situationen nicht ausbleiben können? Auf einmal soll alles funktionieren, was unterm Jahr vielleicht nicht von Harmonie geprägt ist. Alle müssen sich mindestens so grün sein wie der Tannenbaum, allerdings ohne spitze Nadeln. Verständlich. Das kann natürlich nicht funktionieren. Vermutlich scheitern wir an unseren eigenen Erwartungen an Weihnachten. Sicherlich, da gibt es Menschen, mit denen ist es - so einfach. Man versteht sich, da reicht nur ein Blick, ein Strahlen in den Augen. Das Essen schmeckt, Liebe geht durch den Magen, die kleinen Aufmerksamkeiten versüßen die Feiertage und nicht nur der Tannenbaum ist grün und strahlt mit vielen kleinen Lichtern. Doch das andere gibt es auch. An Weihnachten sind wir mit allem konfrontiert. Seien wir mal ehrlich - Familie kann man sich schließlich nicht aussuchen. Da ist es doch eigentlich kaum verwunderlich, dass die unterschiedlichsten Interessen mitunter aufeinander treffen. Die unterschiedlichsten Erwartungen, Haltungen, Familienkonstellationen und manchmal fehlen Kompromisse, Lösungen und Toleranz und hin und wieder der Respekt voreinander. Schade. Die sozialen Netzwerke quillen über von 'Wir wünschen euch frohe und möglichst stressfreie Weihnachtstage'.... Wohlwissend, dass es da noch eine andere Seite gibt, über die man nicht so gerne spricht, aber die meisten Menschen und Familien kennen sie.

Halten wir einen Moment inne, üben wir Toleranz und respektvollen Umgang miteinander. Vielleicht hilft es, wenn wir unsere Erwartungen zurück schrauben, ehrlich zueinander sind und unsere Bedürfnisse in wohlwollende Worte fassen. Leichter gesagt als getan. Nächstes Jahr haben wir wieder eine Premiere, und alle Theaterstücke, die unterm Jahr meist hinter geschlossenen Vorhängen gespielt wurden, kommen auf die Bühne und werden uraufgeführt. Es ist eine Zusammenfassung dessen, wie wir unter dem Jahr auf unsere Mitmenschen zugehen, wie wir ihnen gesinnt sind und welche Werte uns im Zusammenleben (oder Auseinanderleben) wichtig sind.
Wir wünschen Euch allen

Frohe Weihnachten, und ja, ohne unnötigen Stress. Ein glückliches Neues Jahr, Frieden und Wärme im Herzen, samt Wohlgefühl im Bauch und ganz viel Toleranz und Respekt für ein freundlicheres Miteinander!

Samstag, 19. Dezember 2015

Erziehung bindungsorientiert?

Von Attachment Parenting und dem, was es sonst noch gibt 
Die Netzwerke platzen und die Geister scheiden sich. Viel Aufregung um etwas, was eigentlich selbstverständlich sein sollte: Dass man seine Kinder liebevoll erzieht. Liebevoll und konsequent, würden wir hinzufügen. Liest man gängige Artikel über Bindungsorientierte Erziehung oder auch Attachment Parenting, gewinnt man nicht den Eindruck, dass so etwas überhaupt möglich ist. Liebevoll UND konsequent.
Ein Umdenken hat stattgefunden. Heute möchte man Kinder ernst nehmen. Man möchte ihnen zuhören und ist bemüht, sich die kindliche Perspektive vor Augen zu führen. Das ist schön. Wir als Eltern wollen vorleben, wie es richtig geht. Wie man respektvoll miteinander umgeht, ohne sich anzuschreien und selbstverständlich auch ohne handgreiflich zu werden.

Erziehen individuell 
Wir wollen unseren Kindern Sicherheit und Geborgenheit geben. Sie sollen in Zuwendung und Liebe aufwachsen. Es ist auch unsere Aufgabe, unseren Kindern zu vermitteln, dass sie Kinder sind und wir Eltern die Erwachsenen (nur so können wir Ihnen Sicherheit und Orientierung geben). Dass es einen Unterschied macht, ob man Kind oder Erwachsener ist. Dass es viele Aufgaben gibt, in die unsere Kinder noch hineinwachsen werden und es an uns ist, sie darin unterstützen und zu begleiten. Dass wir Grenzen haben, dass unsere Kinder Grenzen kennen und erfahren. Wir möchten unseren Kindern Orientierung geben. Sie an die Hand nehmen und führen. Ihnen einen sicheren Raum anbieten, in dem sie sich frei bewegen können. Grenzen vermitteln unseren Kindern Sicherheit und Orientierung. Auch sie tragen dazu bei, dass unsere Kinder in Liebe und Geborgenheit aufwachsen können. Und sich im Leben zurecht finden. Ihre eigenen Grenzen kennen(lernen) und sich zu starken Persönlichkeiten entwickeln. Persönlichkeiten, die auch nein sagen können.
Wir geben unseren Kindern Wurzeln, und verleihen ihnen Flügel. Ein sehr schöner Gedanke, an den zu erinnern sich immer wieder lohnt. In diesem Satz geht es nicht NUR um die Wurzeln, nein, es geht auch um die Flügel. Und all das mit den Wurzeln und Flügeln mag von Kind zu Kind verschieden sein. Eines bleibt gleich, die Wurzeln sind zwingende Voraussetzung für die Flügel - ohne Wurzeln keine Flügel, aber ohne Loslassen auch keine Flügel.
Warum nur lassen wir zu, dass das, was sich Erziehung nennt, uns diktiert wird? Das, was bei jedem Kind und jeder Familie individuell anders ist. Warum sind wir in Sachen Erziehung einer Mode unterworfen, die jegliche individuellen Aspekte negiert, und viele Eltern in ihrem Handeln verunsichert?
Ich möchte gerne ein Beispiel geben: bei Einfach-Eltern.de habe ich diese Grafik gefunden, die dem Betrachter die Vorzüge und die Bedeutung von Attachment Parenting vermitteln möchte:



Was sagt uns diese Grafik? 
Außer dass sich Bindung im ersten Lebensjahr hauptsächlich durch Körperkontakt aufbaut - 
und durch Interaktion sowie Zuwendung im Allgemeinen, würde ich hinzufügen. 
Sie sagt uns vor allen Dingen, was bindungsorientierte Erziehung ist, und was nicht. Was wir machen müssen, wenn wir gute Eltern sind. Einen Kinderwagen sollten wir dann jedenfalls nicht schieben, allenfalls mit Einkäufen. Von Fläschchen geben kann gar nicht die Rede sein. Immerhin, drei Stunden Körperkontakt in 24 Stunden wird den Fläschchen-Mamas eingeräumt. Allerdings ist diese Art von Körperkontakt überhaupt nicht bindungsorientiert, laut Grafik. Bindungsorientiert ist nur Familienbett, tragen und stillen. Raum für freie Interpretation nicht zugelassen (vorgesehen). Alle anderen Eltern dürfen sich jetzt mal schlecht fühlen oder verletzt (weil vielleicht das Stillen nicht geklappt hat), oder sich ordentlich aufregen. 
Die Grafik wurde fleißig geteilt und gepostet auf allen Kanälen. Eine kritische Stellungnahme dazu bleibt gänzlich aus. Können wir unser Kind nicht liebevoll erziehen, wenn wir es in seinem Bettchen schlafen legen? Das übrigens, wie stets bei (den meisten) Verfechtern der bindungsorientierten Erziehung, nicht kalt und ungemütlich sein muss?

Tragetuch - Kinderwagen 
Es soll auch Kinder geben, die gerne im Kinderwagen sitzen, sich die Welt ansehen und zwischendurch mit Mama shakern, die ihnen zuzwinkert. Oder gerne von den älteren Geschwistern geschoben werden. Jedenfalls sieht man so meistens mehr, als im Tragetuch eng an den Körper gebunden (und ja, auch ich trage gerne mein Kind im Tuch). Und es soll auch Familien (und Babys) geben, die einfach beides schön finden, je nach Situation und Laune, tragen und schieben. Zum Glück haben die meisten Kinderwagen einen Korb, in den man das Tragetuch stecken kann und bei Bedarf fix anlegen...
(Ich möchte an dieser Stelle nicht auf die Vorteile von Tragen eingehen, lediglich betonen, dass sicherlich beides 'bindungsorientiert' sein kann).

Familienbett - Babybettchen 
Und - es schlafen auch nicht alle Kinder gerne im Familienbett. Und wenn doch, gibt es auch noch die Eltern, die darüber befinden, ob sie so gut schlafen können oder nicht und tagsüber ausgeruht sind, um sich ihrem Kind liebevoll und mit Geduld zu widmen und auch das restliche Tagwerk zu meistern. Das häufig zitierte Argument, dass Mann und Frau ja auch nicht getrennt schlafen, verstehe ich allerdings nicht. Es handelt sich bei diesen zwei Menschen um Erwachsene, die möglicherweise verheiratet sind. Was hat das mit der Beziehung zwischen Eltern und Kindern zu tun? Eltern können auch immer für ihr Kind da sein, wenn es in einem separaten Bettchen schläft. Sogar, wenn sich dieses Bettchen in einem Kinderzimmer befindet. Genauso, wie ich mein Kind darin unterstütze, ein Bilderbuch durchzublättern, ihm etwas vorzulesen oder den Teig zu kneten, kann ich es auch darin unterstützen, im eigenen Bett zu schlafen. Bei manchen Kindern ist da nicht viel Unterstützung notwendig, sie schlafen sowieso lieber im eigenen Bett, bei manchen etwas mehr. Was soll daran falsch sein? Darf nicht einfach beides zugewandt und liebevoll sein? Kinder sind unterschiedlich, ihre Bedürfnisse auch. Eltern auch.

Stillen - Flasche - Langzeitstillen 
Und dieses Heiopei ums Stillen. Ja, ich stille. Und? Vermutlich bin ich laut Definition auch schon Langzeitstillerin. Könnte ich mir eigentlich irgendwo tätowieren lassen, oder nicht? Mindestens einen Artikel über die Vorzüge des Langzeitstillens sollte ich aber doch schreiben, oder? Nein, mache ich nicht. Mein Sohn ist noch nicht ganz ein Jahr alt und hat noch nie ein Fläschchen bekommen. Meine Tochter damals schon. Sie wollte nicht viel länger als ein halbes Jahr stillen. Zwei Kinder, unterschiedliche Bedürfnisse und nicht zuletzt die Frage, ob Mama das möchte. Ganz individuelle Entscheidungen. Richtig und falsch gibt es nicht. Es gibt nur das, womit sich unterschiedliche Menschen wohlfühlen. Und, bei aller Liebe zum Stillen - Mama sollte das mit den Flügeln nicht vergessen. Kinder wollen selbständig werden und auch, dass man sie darin bestärkt. Manchen Mamas bereitet das Stillen soviel Freude, dass sie womöglich gar nicht merken, dass es dabei vielmehr um sie selbst geht als um das Kind.
Langzeitstillen - seit wann gibt es diesen Begriff überhaupt? Vor 5 Jahren jedenfalls habe ich ihn nicht gehört. Da war stillen stillen. Und es hat trotzdem geklappt. Vielleicht besser so. Vielleicht streichen wir den Begriff Langzeitstillen wieder, der, entweder angefeindet oder als Titel durch die Gegend getragen, sowieso nur zu Schubladendenken führt. 

Wo ist denn unsere Intuition geblieben? 
Eigentlich möchte ich mit diesem kurzen Statement nur dazu ermuntern, dass wir keine Bücher brauchen (und auch diesen Artikel nicht), die uns sagen, wie wir unsere Kinder erziehen sollen.
Vielmehr brauchen wir an der ein oder anderen Stelle etwas mehr Toleranz. Und unsere Intuition, unser Bauchgefühl.
Legen wir alle Bücher zur Seite und hören wieder auf unser Bauchgefühl, auf unsere Intuition. Vertrauen wir darauf, dass wir unser Kind kennen und mit jedem Tag besser kennenlernen. Finden wir heraus, was die Bedürfnisse unsere Kindes sind, was zu uns und unserer Familie passt, womit sich alle wohl fühlen. Schieben, stillen, tragen wir, geben wir Fläschchen, kuscheln, Familienleben und kinderbetten wir was das Zeug hält und vergessen dabei nicht, dass es um uns und unser Kind geht. Dass wir entscheiden. Dass wir erziehen, und dass wir Liebe schenken. Und niemand kann uns sagen, wie wir das am besten machen. Das kann nur jede Familie für sich selbst heraus finden.


Quellen: http://www.einfach-eltern.de/index.php/einfach-informiert/einfach-familie/62-koerperkontakt-bindung 

Freitag, 13. November 2015

Stadt, Land, Fluss... wo wollen wir wohnen und leben?


Kennt ihr das? Diese ominöse Stadt-Land-Frage? Kaum zu beantworten, mit vielen Aspekten Für und Wider. Noch dramatischer wird es in dem Moment, in dem man es nicht für sich selbst entscheidet, sondern für die Familie. Da steht nicht mehr das Ich im Mittelpunkt, sondern das Wir. Auf einmal klingt das Ganze viel zukunftsträchtiger und irgendwie endgültiger. Es ist eben nicht mehr: Naja, sollte sich rausstellen, dass ich doch kein Land-Ei bin, gehe ich eben wieder zurück in die Stadt oder andersrum. Weil sowas nun mal nicht eben wieder rückgängig zu machen ist mit zwei Kindern und zwei Erwachsenen, die nicht nur ein Dach über dem Kopf benötigen, sondern auch einen Job - und so viel mehr, was da mit dran hängt.

Sollen unsere Kinder gesunde Landluft atmen, wissen, dass die Kuh nicht lila ist, ein Garten zum Spielen, vielleicht in einem Haus groß werden - und damit meine ich jetzt nicht das stadttypische Reihenhaus - ist das eine behütete Kindheit?
Oder wollen wir ihnen die vielen Möglichkeiten einer Großstadt bieten? Leben und wohnen in einer kulturellen Vielfalt und einer Gesellschaft, die sich irgendwie freier anfühlt. Ist das (wirklich) so? Dafür haben wir dann vielleicht kein großes Haus, weniger (räumlichen) Platz zur freien Entfaltung, keinen wild-idyllischen Land-Garten. Aber viele alternative Schulformen, mehr (kostengünstigere) Kitaplätze, mehr Akzeptanz für Mamas, die nicht drei Jahre lang das Heim und die Kinder hüten wollen, viele Spielplätze mit vielen Kindern, mehr Möglichkeiten in Job und Karriere. Und nicht zu vergessen: die Möglichkeit, mit Kind (oder Kindern) zu studieren. Aber das ist ein anderes Thema, was ich gerne zu einem anderen Zeitpunkt aufgreifen möchte.

Jeder hat so seine Vorstellungen vom Leben in der Großstadt, und vom Leben auf dem Land. Das ist jetzt vermutlich auch sehr pauschalisiert. Wo verläuft denn die Grenze zwischen Stadt und Land? Ich komme vom Land, und lebe in der Großstadt. Wir überlegen, in eine Kleinstadt zu ziehen, was für uns in die Kategorie 'Land' gehört. Beginnt Land da, wo es keinen S-Bahn-Anschluss mehr gibt? Oder keinen Bahnhof für Regionalzüge? Keine U-Bahn oder keine Universität?

Wie unterscheiden sich die Lebensentwürfe von Familien und Menschen, die auf dem Land leben und Menschen, die in der Großstadt leben? Sind sie wirklich sehr unterschiedlich? Sind die Menschen tatsächlich anders? Wird es für Städter schwer sein, auf dem Land soziale Kontakte zu knüpfen?

Für mich persönlich ist die Stadt bunter. Sie ist gespickt mit vielen unterschiedlichen Nationalitäten, Kulturen, zahlreichen kulturellen Angeboten, tollen Cafés und Restaurants. Ich fühle mich hier nicht verloren in der Masse. Im Gegenteil. Die Stadt  bietet Raum für Individualität, für Freigeister und Andersdenkende. Menschen in der Stadt haben eher das Gefühl, die Welt zu gestalten, aktiv beteiligt zu sein am Leben in der Gemeinschaft. Die Menschen sind offener, häufig entspannter und trotzdem gleichzeitig geradliniger. Es macht den Anschein, sie wissen, was sie wollen. Die Lebensweise in der Stadt ist nicht nur bunter, sie ist auch schneller. Wenn ich länger darüber nachdenke, weiß ich nicht, ob ich das positiv finden soll oder nicht. Bisher jedenfalls war das für uns genau passend. Wir hatten nicht das Gefühl, nicht nach links oder rechts zu gucken und durchs Leben zu rauschen. Wirft man das den Städtern manchmal vor?
(Es handelt sich hierbei um meine persönliche Meinung. Diese erhebt keinen Anspruch auf Richtigkeit und ist auch nicht als Affront gegen die Menschen, die auf dem Land leben, zu verstehen.)  

Nennen wir es doch mal beim Namen. Eigentlich ist das eine Liebeserklärung an die Stadt Köln und den wunderbaren Stadtteil, in dem wir leben. In dem dörfliche Aspekte durchaus zu finden sind. Man kennt sich, man trifft sich, man hält ein Pläuschchen. Trotzdem gibt es eine bunte Auswahl an Menschen, viele Möglichkeiten, soziale Kontakte zu knüpfen.
Jung zu sein, Kinder zu haben, gleichzeitig zu studieren, ist nichts, was hier für Aufsehen sorgen würde. Die meisten haben Kinder, zwei oder drei oder gar vier, in den unterschiedlichsten Lebenslagen. Das klassische Modell? Sehe ich hier nicht mehr so stark. Jeder machts, wie es für ihn passend ist.

Grundsätzlich läuft vieles in Köln nicht so rund. Die Rheinländer haben an und für sich den Ruf, nicht immer alles pünktlich und erfolgreich auf die Reihe zu kriegen. 'Et kütt wie et kütt'' und 'et hät noch emmer jot jejange'. Oder so ähnlich. Jaja. Kann manchmal ärgerlich sein. Andererseits ist es doch auch menschlich und liebenswert. Wenn man mal zusammen nimmt, was in Köln tatsächlich alles realisiert wurde, ist es doch in der Summe erstaunlich. Man muss ja nicht immer betrachten, was alles schief gegangen ist oder nicht zu Ende gebracht wurde...
Ja, eine Liebeserklärung an eine Stadt, die eben nicht immer perfekt ist. An die Kölner, die genau wie ihre Stadt, nicht den Anspruch erheben, perfekt zu sein.
Und jetzt wird es kritisch: es ist nun mal manchmal schwer, sich auf den Kölner verlassen zu können. Nun ja, ich sag' nur: et kütt wie et kütt. Kölner reden gerne, und viel. Da muss man auch ganz schön aufpassen, nicht auf die Nase zu fallen. Und trotzdem, wenn es sein muss, krempelt dann doch der ein oder andere die Ärmel hoch und kommt in Bewegung. Falls nicht: Probieren wir es doch mit einem Fässchen Kölsch! Lieber als schwierige Lebenslagen ist dem Kölner natürlich gute Stimmung, Karneval, ein Fässchen Kölsch. Da muss man schon sehen, dass es beschwingt zugeht. Für manch einen mag das oberflächlich erscheinen. Naja, es dauert vielleicht ein bisschen, bis man die Menschen wirklich kennenlernt. Und dann ist es wie überall: man kann sich eben nicht auf jeden verlassen, aber auf den Seelenverwandten ganz bestimmt. Und davon braucht man ja nicht so viele!
(Ebenso ist dies hier kein Affront gegen den oder die Kölner. Lediglich meine Meinung, ohne Anspruch auf Korrektheit.)

Hm, und jetzt? Ein verbindendes Element - Wasser - gibt es dennoch. Der Fluss. Und ich liebe den Rhein. Er fließt auch an unserem Land-Zuhause vorbei. Ob wir es tatsächlich wagen oder nicht, wird sich noch zeigen. Jedenfalls werde ich euch berichten, sollte es uns auf's Land verschlagen. Und ich werde kleine, selbstgebastelte Schiffchen auf den Rhein setzen und Flaschenpost ins Wasser werfen in der Hoffnung, sie schwimmen nach Köln. Am Dom vorbei, unter der Hohenzollernbrücke durch, mit ihren vielen Liebesschlössern. Da hängt auch unser Liebesschloss. Und wenn die Liebe groß ist, kann man doch eigentlich überall glücklich sein, oder?

Sonntag, 1. November 2015

Appell für eine Globale Herzerwärmung! Oder unser Reisebericht Lesbos 2015.

Lesvos ist eine wunderbare Insel. 'The lost paradise' titelte der Guardian im Zusammenhang mit der aktuellen Flüchtlingskrise. Und ja, es ist wirklich wie im Paradies. Und mitten im Paradies: unsägliches Leid, großes Elend, unmittelbare Not. Eltern mit ihren Kindern auf den Armen, am Ende ihrer Kräfte, unterwegs auf dem langen, mühsamen und gefährlichen Weg in ein besseres und vor allem sichereres Leben. Nicht alle schaffen diesen Weg. Bereits mehr als 3 300 Menschen sind vor der Insel im Mittelmeer ertrunken, auf der Überfahrt von der Türkei nach Lesvos. 3 300 Menschen, darunter viele Kinder, haben Europa nicht erreicht, haben ihren Wunsch nach einem menschenwürdigeren Leben mit dem Leben bezahlt. 
Im Netz habe ich heute morgen in diesem Zusammenhang folgende Kommentare gelesen: 


'Mal ganz ehrlich, mir geht das relativ am Arsch vorbei, die kommen aus der Türkei, also einem sicheren Land, niemand zwingt sie mit dem Boot übers Meer zu schippern, Eltern sind selbst Schuld wenn aus lauter Geldgier ihre Kinder im Meer ertrinken, diese Menschen wollen nur nach Deutschland um sich hier ein schönes Leben zu machen so wie Mutti es versprochen hat, hört endlich auf uns mit solchen Dramageschichten ein schlechtes Gewissen einreden zu wollen, zieht nicht mehr!' 

Beängstigend ist, dass man tatsächlich fast ausschließlich Kommentare dieser Art findet. Leute, die anderer Ansicht sind, behalten ihre Meinung für sich? Haben aufgegeben? 

Wir haben diese Menschen - und ja, auch Menschenmassen - auf Lesvos gesehen. Wir haben Menschen gesehen, Familien und Kinder, ältere Menschen und junge Männer und Frauen, kurz vor dem Dehydrieren, in der gleißenden Sonne erschöpft auf den Straßen liegend.  Menschenzüge, die sich zu Fuß den langen Weg über die Insel kämpften. Berge von Schwimmwesten und Schwimmflügeln, Kinderwesten mit Hello Kitty darauf. Die Küstenwache, wie sie wenige 100 Meter von der Insel entfernt Lebende und Tote aus Wasser holte. Fischer, die keine Fische mehr aus dem Wasser ziehen, sondern Menschen. Wir haben auch gesehen, dass diese Menschen und auch die Einheimischen alleine gelassen werden. Niemand dort erhält Hilfe. Es sind keine Hilfsorganisationen vor Ort. Die Griechen werden mit diesen Schwierigkeiten ebenso alleine gelassen wie die Menschen in der Türkei. Es sind Menschen wie du und ich, Einheimische und Touristen, die helfen, Wasser verteilen, Lebensmittel kaufen und an Bedürftige geben, die Flüchtlinge in den Mietwagen mitnehmen um den anstrengenden Fußmarsch zu verkürzen, einen Koffer mit Klamotten am Urlaubsort lassen, Brücken bauen, mit Händen und Füßen kommunizieren, Windeln und Babygläschen verteilen oder eine Tragehilfe an eine Flüchtlingsfamilie schenken, damit sie ihre Kinder auf dem kräftezehrenden Fußmarsch wenigstens bequemer tragen können. Eigentlich ist es kein Wunder, dass es vor Ort keine organisierte Hilfe gibt und die Menschen dort von Europa im Stich gelassen werden -  man muss nur einen Kommentar weiter nach unten scrollen um zu wissen, warum: 


'Warum? Die Türkei ist ein sicheres Land. Das Militär sollte die Flüchtlinge aus dem Meer fischen und in der Türkei an Land bringen. Wenn keiner Griechenland erreicht weil alle sofort in die Türkei gebracht werden dann kommt auch keiner mehr. Das ist die einzige Lösung des Problems.' 

Stimmt? Was geht uns das eigentlich an? Sollen die Menschen doch alle in der Türkei bleiben. Die Türkei kann ja dann schauen, was zu machen ist und wie sie mit der Situation umgehen. Hauptsache jedenfalls, die kommen nicht ALLE nach Deutschland. Eine Verlagerung des Problems hat bis jetzt das Problem noch immer behoben. Zumindest kurzfristig. Oder anders gesagt: Wir haben das 'Problem' nicht mehr im Blick(feld). 'Problem' behoben?  

Dass die Lösung nicht einfach ist, ist vermutlich unbestritten. Ich maße mir nicht an, einen Lösungsvorschlag parat zu haben. Doch wegschauen, blöde Kommentare posten, Hasstiraden schwingen, Angst vor dem Unbekannten haben und diese schüren, sich mit Halbwahrheiten begnügen oder einfach auf Durchzug stellen, das kann nicht die Lösung sein. 
Nicht nur die Politik entscheidet, wie wir mit der neuen Situation umgehen und ob Merkels 'Wir schaffen das' auf fruchtbaren Boden fällt. Jeder einzelne gestaltet unsere Gesellschaft mit und wir alle können etwas dafür tun, dass wir es (gemeinsam) schaffen. Und damit meine ich nicht nur Deutschland. 
Es ist nicht allzu lange her, da suchten viele Menschen aus Deutschland Zuflucht. Zuflucht vor einem Krieg, den die Deutschen selbst begonnen haben. Aus dieser Zeit sollten wir noch wissen, wie einfach Kopfwäsche sein kann und was aus verbaler Diffamierung entstehen kann. Und was es bedeutet, auf der Flucht zu sein. 


Werte vorleben statt sie lediglich zu vermitteln 


Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann würde ich es mit meiner Nachbarin Kathie halten und den Menschen eine globale Herzerwärmung wünschen. Und den Mut, unserem Herzen zu folgen, uns an traditionellen Werten wie Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft, Empathie und Menschlichkeit zu orientieren. Werte, die wir doch eigentlich täglich versuchen, unseren Kindern zu vermitteln. Wenn wir wollen, dass auch unsere Kinder in einer menschenwürdigen Welt leben, dann sollten wir endlich anfangen, diese Werte selbst vorzuleben! 


Zitate / Kommentare zu: Flüchtlingsdrama in der Ägäis. Lesbos fordert Fähren für Flüchtlinge aus der Türkei. In: Facebook unter ZDF heute. URL:https://www.facebook.com/ZDFheute/?fref=ts. 31.10.2015. 

Montag, 12. Oktober 2015

Es kann so einfach sein!

Manchmal ist es ganz einfach, Menschen in Not zu helfen. Hinzusehen, sich ein Herz zu fassen, die Person ansprechen und mit Händen und Füßen kommunizieren.

Warum helfen? 
Heute musste ich selbst feststellen, wie schwierig es ist, die richtige Anlaufstelle zu finden! Jemand, der unsere Sprache nicht spricht, hat da keine Chance. Ich habe dutzende Telefonate geführt und wurde immer weiter verwiesen 'mit meinem Problem'. Helfen konnte mir niemand. Selbst im richtigen Gebäude hat man versucht, uns mehrmals wieder weg zu schicken, ans andere Ende der Stadt. Keiner will gewusst haben, wo konkret wir in diesem Gebäude vorstellig werden sollen, auf welcher Etage, geschweige denn in welchem Raum. Was ist denn hier nur los im Bezirksrathaus? Auf dieser Welt?

Nicoleta aus Rumänien war dankbar, dass ich mich nicht habe wegschicken lassen, dass wir hartnäckig geblieben sind. Jetzt hat sie einen Platz zum Schlafen für heute nacht, in einem Frauenhaus. Nicoleta ist im 8. Monat schwanger und schläft seit sie in Köln ist im Park. Das ging im Sommer, aber jetzt ist es kalt. Zu kalt, um nachts im Park zu schlafen.

Schwangere stehen auf Bio-Schoko-Joghurt Brötchen!? 
Ich habe Nicoleta vor dem Bio-Markt getroffen, wo ich gerade mit meinem Sohn beim Bäcker eingekauft habe. Sie stand vor dem Geschäft mit dickem Bauch, in einer Hand den Querkopf, eine Zeitschrift, die von Obdachlosen verkauft wird, in der anderen einen Pappbecher mit wenigen Münzen.
Oh schwanger, dachte ich zunächst. Ich habe in meinen beiden Schwangerschaften das Schoko-Bio-Joghurt-Brötchen vom Bäcker geliebt. Also habe ich zwei gekauft. Eines habe ich ihr angeboten, eines habe ich für mich selbst behalten. Sie hat sich bedankt und ich bin weitergegangen. Zumindest wenige Schritte.
Was mache ich da? Ein Schoko-Joghurt-Brötchen für eine obdachlose Schwangere? Und was isst sie sonst so? Wo schläft sie? Wo wird sie ihr Baby zur Welt bringen? 
Ich bin umgekehrt und habe versucht, mich mit ihr zu verständigen. Hat nicht so gut funktioniert. Ein bisschen ratlos habe ich im Mutter-Kind-Haus angerufen, mehrfach ohne Erfolg.

Und jetzt? Ich habe sie einfach mitgenommen. Ganz einfach eigentlich. Worüber freut sich jemand, der schwanger ist, total verfroren, kein Zuhause hat?
Ich habe Tee gekocht, Spiegeleier gebraten, Brötchen geschmiert, den Kühlschrank durchforstet, ihre löchrigen Turnschuhe gegen ein paar Winterstiefel ausgetauscht (mit meinen dicksten Wollsocken haben sie sogar fast gepasst) und nach warmer Umstandskleidung und einer Babydecke gesucht. Nicoleta war sehr dankbar.
Und was jetzt? Wo soll Nicoleta hin? Ihr Baby kommt bald! Bei meinem Gynäkologen hatten sie keine Idee. Jemanden, der rumänisch spricht konnte ich auch nicht ausfindig machen. Das Gesundheitsamt und die Ausländerbehörde waren ebenfalls nicht zuständig. Auf dem Bezirksrathaus wusste keiner irgendwas - bis ich endlich eine freundliche Dame vom Jugendamt erwischt habe. Dort ist Nicoleta jetzt in guten Händen und wird heute Abend einen warmen Schlafplatz haben. Das hat mir die Frau vom Jugendamt versprochen. Das Jugendamt bemüht sich aktuell um einen ehrenamtlichen Dolmetscher. Was mit ihrem Mann passiert, der auch hier in Köln im Park schläft und den Querkopf verteilt, weiß ich nicht. Was mit ihren beiden Kindern ist, die noch in Rumänien leben, konnte ich auch nicht raus finden. Carolina und Daniella, 10 Jahre und 5 Jahre. Ich hoffe, dass sie bald zu ihrer Mutter können!
Die Dankbarkeit der Frau werde ich nicht vergessen, den warmen Blick, die Hoffnung in ihren Augen. Zum Abschied hat sie mich umarmt und wir hatten beide Tränen in den Augen.

Einer von vielen 
Es ist nur ein Mensch von vielen, die zur Zeit Hilfe brauchen.
Und trotzdem.
Manchmal kann es eben auch einfach sein. Wenn wir uns nur mal kurz Zeit nehmen, hinzusehen und nicht einfach weiter gehen, wie es jeder von uns so oft bereits getan hat - oder wieder umkehren. Zum umkehren ist es nicht zu spät.

Geldtöpfe der Kommunen 
Wieder zurück an meinem Auto, auf dem Parkplatz des Bezirksrathauses, entdecke ich einen Strafzettel an der Windschutzscheibe. Das Lösen des Parktickets habe ich vergessen oder in dem Moment auch einfach nicht als wichtig befunden. Zum Glück sind die Kommunen da auf Zack und Weltmeister im Knöllchen verteilen. Von wegen die Kommunen haben keine Kapazitäten mehr... Das scheint also noch zu funktionieren! Und wer weiß, vielleicht kommt auf Umwegen mein Knöllchen Nicoleta zu Gute?

Freitag, 4. September 2015

Risse in der Familienblase

Hier ist es ruhig geworden.
Nicht, weil ich wegen Reisen in der Elternzeit oder im manchmal anstrengenden Elternalltag keine ruhige Minute mehr finde, um meine Gedanken mit euch zu teilen. Es ist eher eine Art Sprachlosigkeit. Ich bin sprachlos bei so viel Leid um uns herum. Habe kein Bedürfnis, über ein behütetes Familienleben zu schreiben. Ein Leben in unserer Schutzhülle, unserem kleinen Refugium, unserer privaten, idyllischen Familienblase.

Sicher, es passiert viel, auch in unserer 'Blase', was ich euch erzählen könnte.
Doch es ist so banal. Das Baby krabbelt, es zieht sich an den Möbeln hoch, wir erleben viel Schönes in unserer gemeinsamen Elternzeit und doch ist er immer da, der Gedanke, dass gerade unzählige Menschen nicht in einer geschützten Blase leben dürfen. Das, was für uns selbstverständlich ist oder gar banal, haben andere Familien noch nicht mal im Ansatz. Abends die Nachrichten zu sehen, tut weh. Mein Herz zieht sich zusammen.
Das Baby hat jetzt krabbeln gelernt? Nein. Das Baby hat heute seine Milch nicht bekommen. Das Baby hat keine frische Windel mehr, kein sauberes Wasser. Es hat seine große Schwester verloren und es hat vielleicht auch keine Eltern mehr. Nachts friert es. Aber es lebt, vielleicht - noch? Wie lange? Was kommt morgen? Wie können wir das Leben unserer Kinder schützen? So oft gelingt es nicht. Die Eltern müssen zusehen, wie sie das Leben ihrer Kinder nicht schützen können. Sie können ihr eigenes Leben nicht schützen. Sie sehen ihr Leben und das Leben ihrer Kinder unmittelbar bedroht. 

Und wir? Viele von uns sehen zu. Oder sehen weg. Wollen nicht, dass die eigene Blase Risse bekommt. Risse, durch die etwas von dem Leid der anderen hindurch dringen könnte.

Nein, ich will nicht über Stillkleidung schreiben, nicht über kindliche Entwicklung, nicht über Sport in und nach der Schwangerschaft und im Moment auch nicht über das, was wir auf unseren Reisen und Unternehmungen in der Elternzeit erleben.

Ich will euch erzählen, dass unsere Blase Risse bekommen hat. Dass wir traurig sind. Dass unsere Tochter nachfragt, wenn sie auf der Autofahrt aus dem Radio von toten Flüchtlingskindern hört, im Kühllastwagen erstickt. Und auch, dass wir wollen, dass all das zu uns durch dringt. Dass wir hinsehen wollen. Helfen wollen. Gerne viel mehr, als wir das aktuell tun.
Das Foto von dem kleinen Jungen, tot am Strand von Bodrum, war bei Weitem nicht das erste Foto dieser Art, das ich zu Gesicht bekam. Aber eines, das durch die Presse ging und sich mit Sicherheit in das soziale Gedächtnis unserer Gesellschaft einbrennen wird. Warum brauchen wir das? Ein Foto, das uns wachrüttelt und die schreckliche Realität vor Augen führt? Warum zögern wir so lange? Warum genügt es nicht, was wir in den Nachrichten zu hören bekommen? Warum müssen wir bildhaft sehen,  was wir eigentlich schon längst wissen? 

Wir stehen kurz vor einer längeren Reise nach Griechenland. Drei Wochen Lesbos. Schon länger gebucht, bereits bevor sich die Dramatik in diesem schrecklichen Ausmaß abzeichnete.
Urlaub auf einer Insel, die so viele Flüchtlinge irgendwie zu erreichen versuchen und so viele daran scheitern. Baden in den Gewässern, wo so viele Kinder, Frauen und Männer ihr Leben lassen.
Kann man das machen? Wollen wir das? Nein.
Fliegen wollen wir trotzdem. Denn wir wollen nicht wegsehen. Wir wollen unseren Kindern die Welt zeigen, wie sie ist. Und wir wollen helfen! Kochen für Menschen, die Hunger haben, unsere Kleidung mit den Menschen teilen, die sie am meisten benötigen. Wir haben zwei Schlafzimmer gebucht. Vielleicht dürfen wir eines an Menschen abgeben, die keinen Schlafplatz haben. Wasser teilen oder eine Dusche anbieten. Wir werden uns bei der Airline erkundigen, ob wir mehr Gepäck mitnehmen dürfen. Gepäck mit Spielsachen, Kleidung, Windeln, Hygieneartikeln und anderem, was gebraucht werden kann und in Griechenland einen neuen Besitzer findet.

Wer von euch hat Ideen, was wir noch tun können? Wie geht ihr mit der Situation um? Was erzählt ihr euren Kindern? Helft ihr aktiv?

Grundsätzlich ist es ratsam, sich vorab zu informieren, was an den unterschiedlichen Standorten oder Flüchtlingsunterkünften gebraucht werden kann und wo und zu welchen Zeiten diese Spenden abgegeben werden sollen. Wer aktiv helfen möchte und Kapazitäten hat, sich einzubringen, kann Informationen bei der jeweiligen Stadt erhalten. 

Bitte, lasst uns alle aus unserer Blase hinaus sehen. Lasst sie durchlässig werden für das Leid und Glück von anderen. Ein paar Risse bringen sie nicht zum Platzen - vielleicht wird sie auch einfach nur größer, wenn wir die Augen öffnen und in dem Maße helfen, wie es jedem von uns persönlich möglich ist! 

Montag, 10. August 2015

Kleidsame Stillzeit

Vorteile beim Stillen 

Stillen ist ein Grundbedürfnis des Babys.
Außerdem gut für´s Baby UND gut für die Mama (fördert die Rückbildung nach der Geburt, beugt Brustkrebs vor,...), verringert das Allergierisiko, ist praktisch, gesund, günstig zugleich und es ist immer genau das drin, was Baby gerade braucht... Stillen birgt mit Sicherheit noch ganz viele weitere Vorteile, die ich jetzt aber nicht alle aufzählen möchte und die für jeden und jede vielleicht auch etwas anders aussehen.

Unkompliziert Stillen 

Für mich persönlich ist und war Stillen in der Öffentlichkeit auch noch nie ein Thema. Ich denke, wenn mein Baby Hunger hat, ist es das Normalste der Welt, es zu stillen. Ob ich dabei an einem Restaurantisch sitze, oder bei Ikea in der Bettenabteilung. Aus dem Bus geschmissen, schief angeschaut oder gar angemacht wurde ich jedenfalls noch nie. Eher im Gegenteil... Deshalb ist es für mich manchmal (ehrlich gesagt) etwas befremdlich, was um das Stillen in der Öffentlichkeit für ein Heiopei gemacht wird. Statements im Netz, Fotos stillender Mamis in den sozialen Netzwerken, teilweise mit bedecktem Kopf um 'die Öffentlichkeit nicht zu empören' (Titel: 'Bedeckt stillen' oder so ähnlich) und reihenweise Artikel, welcher Promi wann, wo und mit welcher Intention sein Baby gestillt hat.

Ich stille mein Baby mit der Intention, seinen Hunger zu stillen. Und natürlich, weil wir als Eltern das Beste für unser Kind geben möchten und es auch einfach schön ist, sein Baby mit dem eigenen Körper nähren zu dürfen. Dabei ist es mir egal wo und wann. Es geht lediglich darum, dass es für mich und mein Baby angenehm ist. Das heißt: Gerne auch mal privater und nicht im größten Getümmel (Babys sind leicht abzulenken und trinken dann schnell doch nicht richtig) und ich finde es auch durchaus angenehm an einem ruhigeren Ort und nach Möglichkeit ohne Zuschauer. So. Auf der Toilette (!) stille ich mein Baby trotzdem nicht. Und ich freue mich über Kleider mit Stillfunktion, die das Stillen in der Öffentlichkeit UND Zuhause bequem machen. Das Shirt hoch zu schieben ist jetzt (so lange es warm ist) nicht so das Problem, aber ein Kleid nach oben raffen mag ich dann doch nicht...

Praktische Kleidung für die Stillzeit 

Tatsächlich musste ich lange suchen und im Netz googeln, um wirklich schöne Stillkleider zu finden, die zu mir passen und sich nicht oder kaum von meiner sonstigen Garderobe unterscheiden und irgendwie meinem Stil entsprechen. Und wer jetzt sagt, dann zieh' doch einfach ein T-Shirt und eine kurze Hose an, der mag vielleicht Recht haben, aber genau das entspricht eben nicht meinem Stil. Auch außerhalb der Stillzeit trage ich Winter wie Sommer gerne Kleidchen :-)
Und auch bei Oberteil und Rock habe ich festgestellt, dass es irgendwie unangenehm ist, immer das T-Shirt oder den Pullover nach oben zu ziehen. Manchmal ist es einfach zu kalt (mein zweites Baby ist ein Winterkind) und manchmal mag man einfach nicht überall seinen Bauch zeigen. Man läuft ja sonst auch nicht bauchfrei durch die Gegend.
Das habe ich ganz einfach mit Tops oder Stillunterhemden gelöst. Die bedecken und wärmen den Bauch, auch wenn das Baby gerade trinkt. Bei einem Top oder einem normalen Unterhemd, welches eigentlich nicht für das Stillen gedacht ist, geht das häufig auch, indem man oben einfach den Ausschnitt nach unten zieht und unterhalb der Brust fest klemmt. Mit Pullover nach oben und Ausschnitt des Unterhemdes oder Tops nach unten fühlt man sich auch nicht so ausgezogen und friert auch nicht.
Mit meinen Kleidern ging das allerdings nicht. Manche habe ich mit meinem 'neuen' Stillbusen noch nicht mal an bekommen ohne sie zu sprengen geschweige denn, dass ich da den Ausschnitt nach unten ziehen könnte. Wer elastische Kleider hat, ein Versuch ist es dennoch wert!
Ich musste also weiter suchen und mein Ergebnis möchte ich euch hier gerne vorstellen. Zum einen, weil ich schon häufig auf meine Stillkleider angesprochen wurde und zum anderen, weil es für Einzelne von euch vielleicht die stundenlange Suche im Netz verkürzen könnte. Zeit, die ihr lieber mit eurem Baby und eurer Familie verbringt :-)
Außer Kleidchen trage ich in der Stillzeit natürlich gerne einen Still-BH. Bequem, hübsch und praktisch für mich persönlich sind die Modelle von Anita.
Im Winter habe ich mich und mein Baby gerne mit einem Schal bedeckt. Ein herkömmlicher (breiter) Schal reicht aus. Einen Still-Schal besitze ich nicht.

Und hier kommen die Stil(l)-Kleidchen 
Basic-Kleid Agnes H. 

Fündig in Sachen Stillkleid wurde ich endlich bei Stillmania und bei Dawanda.
Hier die Sommer-Version pünktlich zum Schlussverkauf!

Stillkleid Mania von Stillmania 
Stillmania hat ein ganz tolles, schlichtes Kleid mit unauffälliger Stillfunktion. Klassisch und in verschiedenen Farbkombinationen. Der Stillzugang ist groß genug und es ist einfach ein nettes Kleid für verschiedene Anlässe.

'Raffiniertes' Kleid Agnes H. 
Bei Dawanda habe ich im Shop Agnes H. zwei Kleidchen bestellt. Ein Basic-Kleid für 'jeden' Tag und ein etwas raffinierteres, auch für 'jeden Tag' :-) Mit beiden, besonders mit dem raffinierteren, bin ich total zufrieden. Die Stillfunktion ist bei beiden Kleidern kaum zu erkennen. So kommen diese nicht nur während der Stillzeit zum Einsatz (hoffe ich).

Falls ich im Winter immer noch tagsüber stillen sollte, muss wohl noch eine Winter-Version her...






Donnerstag, 30. Juli 2015

Schnelle Dips für Zwischendurch

Unser liebstes Familiengericht mit Avokado-Dip 
Dips gestalten die Mahlzeiten bunt, abwechslungsreich und lassen Freude aufkommen bei Groß und Klein. Sie passen zu vielem und ganz besonders zu dem Familiengericht mit den Gemüse-Kartoffel-Sticks und dem Hühnchen oder den Frikadellen aus meinem letzten Artikel. (http://kietzkinder.blogspot.de/2015/07/unser-liebstes-familiengericht-auch-fur.html)

Unser Favorit, auch hier auf dem Foto zu sehen, ist der Avokado-Dip. Geht immer, auch zum Abendbrot und in unterschiedlichen Varianten. Schön gesund, denn er enthält viele wertvolle, mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Eigentlich mischen wir Joghurt und Quark unter die Frucht und schmecken das Ganze mit Salz und Pfeffer ab. Diesmal nicht, da unser Baby auch mit isst und wir deshalb auf Milchprodukte vorerst verzichten.
Hier die abgewandelte, babygerechte Variante:

Avokado-Dip ohne Salz, Joghurt und Quark 

Zwei reife Avokados halbieren, entkernen und mit einem Löffel das Fruchtfleisch aus der Schale holen. Fruchtfleisch in ein Gefäß geben, das sich zum Pürieren eignet und den Saft einer ausgepressten Zitrone sowie Mandelmus (gibt's im Bioladen) nach Geschmack hinzu fügen. Je nach Alter des Babys entweder die Masse mit der Gabel zerdrücken und gut umrühren oder alles mit dem Zauberstab pürieren. Bei Bedarf für die Erwachsenen und älteren Kinder auf dem Teller nachwürzen (Salz und Pfeffer).

Rote-Bete-Dip 

Rote Bete im Dampfgarer oder in einem Topf mit kochendem Wasser garen. Anschließend schälen und klein schneiden. Geriebenen Apfel und Sonnenblumenkerne hinzufügen sowie einen Rest des Wassers aus dem Kochtopf, in dem die Rote Bete gegart wurde. Wer's mag, kann auch noch Schafskäse untermischen und anschließend das Ganze pürieren.
Salzen für die Erwachsenen erst anschließend beim Verzehr.


Selbst gemachtes Ketchup 

Selbst gemachtes Ketchup funktioniert mit frischen Tomaten, Dosentomaten oder Tomatenmark. Bei frischen Tomaten waschen, putzen, schneiden, pürieren und anschließend das Püree wie Tomatenmark weiter verarbeiten.
Das Tomatenmark (am besten bio aus 100% Tomate ohne sonstige Zusätze) mischen mit 2 EL Apfelessig und ca einer halben Tasse Wasser. Nach Belieben verfeinern mit braunem Zucker oder Honig (nicht bei Kindern unter 1 Jahr), würzen mit Piment. Klein gehackte Zwiebel, etwas Knoblauch kann man auch bei Babys vorsichtig (zunächst in kleinen Mengen) ausprobieren. Bei älteren Kindern und Erwachsenen eignen sich auch frische Chilischoten und Meersalz oder ein feines Kräutersalz. Ketchup-Masse in einem Topf unter Rühren zum Kochen bringen und bei schwacher bis mittlerer Hitze ungefähr 20 Minuten weiter kochen lassen. Danach in Gläser abfüllen, zuschrauben, abkühlen lassen und anschließend im Kühlschrank aufbewahren.


Bei der Zubereitung größerer Mengen empfiehlt sich zur Vorratshaltung das Einfrieren in praktischen Marmeladengläschen, Breigläsern oder Weckgläsern. So können die Dips portionsweise wieder aufgetaut werden.

Dienstag, 28. Juli 2015

Unser liebstes Familiengericht auch für Essanfänger!

Gestern hatten wir mal wieder Lust auf Fritten und Hamburger bei unserem Lieblingsladen... Insider wissen jetzt, wo :-) Da ist alles fein selbst gemacht, Fritten frisch geschnitten, Patty selbst zubereitet, nur gute Zutaten, nicht so fettig,...
Und wie immer alles zum Mitnehmen, denn Zuhause is(s)t es sich mit Baby meist einfach am besten!
Als die Fritten in der Mitte des Tisches für alle zugänglich in einer Schüssel standen, wo sich die großen und kleinen fettigen Finger trafen und alle herzhaft in ihre Burger bissen, war es tatsächlich etwas schwierig, unseren Kleinsten mitessen zu lassen. Die Fritten waren ja schon gewürzt und vor allem gesalzen und doch etwas fettiger, als für den jungen Babymagen (vielleicht) gut ist!? Also gab es Kartoffel-Kohlrabipürree vom Vortag für ihn (wir hatten dazu noch Bolognese-Sauce mit viel Gemüse und Nüssen). Auch lecker. Aber unsere neue Beikost-Idee war geboren.

Und hier ist es, das neue Familiengericht: 

Gemüse-Kartoffel-Sticks im Backofen gegart mit Hühnchenkeulen oder selbst gemachten Frikadellen 

Für das Gemüse eignen sich besonders gut Möhren, Pastinaken, Kohlrabi und Kürbis. Passt auch gut zusammen. Alles in handliche, nicht zu kurze Sticks schneiden und dünn mit Oliven- oder Rapsöl bepinseln. Nicht salzen!


Für die Sättigungsbeilage Kartoffeln und Bataten schälen und ebenfalls in möglichst gleich große Sticks schneiden. Auch sehr lecker, wenn man sie mit etwas Öl und Zitrone bepinselt.

Bei den Frikadellen nicht vergessen, kein Salz und am besten auch kein Weißbrot verwenden. Besser Vollkorn! Ebenfalls gut im Backofen zuzubereiten, da wird es nicht so fettig wie in der Pfanne und macht deutlich weniger Arbeit. Die Hühnchenkeulen schmecken besonders lecker mit einer Marinade aus Olivenöl und Zitrone und mit Gartenkräutern (Thymian, Rosmarin).

Aufpassen mit dem Öl. Wenn man zuviel verwendet, rutschen Sticks und Hünchenkeulen bei Essanfängern leicht durch die Fingerchen!

Zubereitung im Backofen 

Alles ab in den Backofen und bei 200 Grad Umluft eine dreiviertel Stunde garen! Wenn man das Ganze nicht in einer Auflaufform macht sondern ausgebreitet auf Backblechen (Backpapier nicht vergessen!), wird es auch nicht zu fettig und schmeckt schön knusprig.
Gewürzt und nachgesalzen wird bei den Großen einfach auf dem Teller.
Guten Appetit und viel Freude beim Ausprobieren!

Passende Dips servieren 

Kinder dippen besonders gerne. Bei Gemüsesticks passt das gut und ist auch für Kinderhände leicht zu bewerkstelligen. Lecker sind ein Avokado-Dip, Rote-Bete-Dip oder selbstgemachtes Ketchup.
Bei Bedarf poste ich auch gerne demnächst unser Rezept dazu!

Und noch ein Verzehrtipp: 

Riesenpicknick im Wohnzimmer, auf dem Balkon, im Garten oder auf der Terrasse... Einfach ein großes, altes Laken, eine Tischdecke oder ein Découvre auf dem Boden ausbreiten, alles mittig auf die Decke stellen und alle drum rum sitzen. Bringt Freude bei Groß und Klein! Nur die Unterlage muss wirklich groß sein! Eine herkömmliche Picknickdecke ist deshalb häufig etwas klein und nicht sehr empfehlenswert, wenn man drum herum keine Sauerei haben möchte. Unterlage nach dem Essen ab in die Wäsche und schon ist fertig aufgeräumt :-)

Donnerstag, 23. Juli 2015

Familienurlaub: Auf die Räder, fertig, los!

Familienurlaub mal anders! 

Familienurlaub ist nicht immer Family-Club-Hotel, vielleicht auch Kreuzfahrt oder - wie bei uns dieses mal - Rad fahren. Eine fixe Idee abends im Biergarten wurde gleich am nächsten morgen umgesetzt, mit Erfolg!
Vor 2 Jahren sind wir mit den Rädern und unserer 3-jährigen Tochter nach Holland ans Meer gefahren, 1 000 Km hin und zurück. Drei Wochen haben wir uns Zeit gelassen. Drei Wochen, in denen für uns alle was dabei war. Ein Familienaktivurlaub, den wir unbedingt wiederholen wollten. Dieses Jahr haben wir uns das nicht getraut, denn jetzt sind wir einer mehr. Mit Baby war uns das irgendwie doch zu spektakulär. Dachten wir. Ausprobieren wollten wir es trotzdem. Nicht unbedingt mit Zelt, Isomatten und Schlafsäcken, Kind und Kegel bis ans Meer, aber am Rhein entlang, flussabwärts. Gepackt war schnell. Die Ausrüstung hatten wir von unserem Hollandurlaub noch vorrätig und unser Baby (sechs Monate) benötigte keine Extra-Ausrüstung. Schlafen durfte unser Kleiner bei uns im Schlafsack und statt Isomatte kuschelte er sich auf eine mit großen Swaddle-Tüchern 'bezogene' Yogamatte. Ansonsten benötigte er nur noch ein Tragetuch. Wir hatten einen Fahrradanhänger dabei und einen Fahrradsitz für unsere Große. Normalerweise sind wir keine 'Fahrradanhänger-Anhänger' und benutzen ihn stattdessen zum Laufen. Unsere Kinder fahren bei uns im Bakfiets (Fahrrad mit Holzkiste vorne dran) angeschnallt und sicher mit. Für den spontanen Radurlaub war das jedoch nicht geeignet, da das Bakfiets sehr groß und schwer ist und wir uns die Möglichkeit offen halten wollten, in den Zug oder auf ein Schiff zu steigen. In den Zug wollten (mussten) wir dann doch nicht, da trotz zwei Regentagen alles wunderbar klappte, aber wir freuten uns, eine Schifffahrt mit den Rädern mitzumachen.
Für unsere Radtour nach Holland nahmen wir das große Bakfiets mit. Beides eignet sich für längere Radtouren mit Zelt und Gepäck, jedoch sitzen unsere Kinder und vor allem unser Kleinster lieber vor uns in der Kiste, wo man Blickkontakt hat und sich mühelos unterhalten kann. Für diesen Zweck haben wir eine Weberschale und Anschnallgurte in das Bakfiets montiert. Unsere Tochter sitzt angeschnallt auf der Sitzbank.

Warum Radurlaub? 

Ein Radurlaub mit Kindern ist vor allem deshalb praktisch, da man sein Gepäck nicht tragen muss. Gerne würden wir auch einfach Backpacken, aber davor haben wir doch ein wenig 'Respekt', da man im Zweifel Kinder und Gepäck tragen darf. Das ist beim Radfahren deutlich einfacher. Gepäck gut zusammen fassen, schnüren, Spanngurte nutzen, Kinder auf und in die Sitze und los geht's!

Angehalten wird da, wo es gefällt. Wasserspielplätze, Sandstrände am Rhein, Restaurantschiffe, Spielplätze, Märchenwald, Siebengebirge, Drachenfels, hübsche Rheinpromenaden und kleine Örtchen, Ruderbötchen, Planschbecken. Jeden Tag entdeckt man seine Umgebung neu. Bei Bedarf ist man mit dem Zug ganz fix wieder aus dem Urlaub zurück, ohne lange Heimreise. Überhaupt ist das Nachhausekommen ganz eigentümlich. Ein tolles Gefühl, mit den bepackten Rädern vor die Haustüre zu fahren.
Was finden Kinder (und Erwachsene) toll am Rad fahren, wenn nicht gerade Rast am Rhein-Strand eingelegt wird? Eigentlich alles. Wir singen, sprechen über das, was wir sehen, packen tolle Erinnerungen in die 'Tasche', staunen über wunderschöne Landschaften, die man sonst im schnelllebigen Alltag oft so gar nicht sieht, werden vom Wind durchgepustet, sehen Regenbogen, lassen uns vom Regen sauber waschen, treffen die unterschiedlichsten Menschen, baden mit den Füßen in Springbrunnen, entdecken immer wieder neue Überraschungen, zählen die Schiffe auf dem Rhein und schließen Wetten ab, wer länger schnell fährt, das Schiff oder die Fahrräder. Selbstverständlich treffen wir auf die absolut leckersten Eisdielen, werden Weltmeister im Zelt auf- und abbauen, laufen immer in befleckten Klamotten rum, dürfen uns alle schmutzig machen bis sogar die Kids eine wohltuende Dusche zu schätzen wissen :-)
Für Babys auch toll: das Leben findet irgendwie mehr auf dem Boden als in der Höhe statt. Gegessen, gespielt, gekuschelt, erzählt und vorgelesen wird auf der Picknickdecke oder im Gras! Und wenn unser Kleinster nicht über die Decke rollte und die Grashalme untersuchte, war er meisten bei uns angekuschelt im Tragetuch.

Gekocht haben wir dem Gaskocher, eingekauft einfach jeden Tag aufs Neue, was wir gebraucht haben. Mitgenommen haben wir so wenig wie möglich. Besonders an Klamotten wollten wir sparen. Stoffwindeln hatten da leider im Gepäck keinen Platz mehr. Wir waren ziemlich überrascht, dass die gekauften Wegwerfwindeln im wahrsten Sinne des Wortes nicht halten, was sie versprechen... Bei unserem Baby liefen sie wirklich immer aus, wenn was in der Windel landete, was unterwegs schon mal vorkam. Schon nach zwei Tagen mussten wir seine drei Bodys waschen, die wir dabei hatten. Wirklich auch ein enormer Vorteil von Stoffwindeln! Die Babykleidung bleibt einfach unversehrt. Jetzt sind wir ganz glücklich, zuhause wieder mit den Stoffies wickeln zu können.

Was braucht man für einen Radurlaub mit der ganzen Familie? - Oder was wir dabei hatten... 


  • Satteltaschen (wir hatten zwei Stück)
  • ein Rackpack (kann quer über die Satteltaschen gespannt werden, zum Beispiel von Ortlieb oder Vaude)
  • eine Wetbag (für nasse / schmutzige Kleidung und schmutzige Waschläppchen)
  • einen Tagestourenrucksack (für Ausflüge und Proviant bzw. das 'Handgepäck' und Dinge, die mehrfach täglich schnell zugänglich sein sollten)
  • Schlafsäcke und Isomatten
  • Sonnenschutz (Sonnenhüte und Sonnenmilch und UV-Schutzkleidung für Baby und Kind) 
  • kleine Hausapotheke (Fieberzäpfchen, Fiebersaft, Fenistil, Nasentropfen für Säuglinge und Kleinkinder, Pflaster, Salin-Tropfen, Thymian-Myrte-Balsam, Bauchwehkügelchen von Wala, Windsalbe, Babybäuchleinöl o.ä.) 
  • Zelt (zum Beispiel Vaude Campo Family für 5 Personen; ein großes Zelt, was auch für Touren geeignet ist und hoch genug ist, um darum stehen zu können!)
  • Wasserflaschen
  • Babywaschläppchen / selbstgemachte Feuchttücher und evtl. Wegwerfwindeln
  • ein Tragetuch
  • Fahrradhelme
  • Fahrräder, Fahrradanhänger, Kindersitz, Frontpäcker, Spanngurte
  • Ersatzschlauch und nötigstes Fahrradwerkzeug (Imbusschlüsselmesser und Sechskantknochen)
  • Taschenlampe
  • nötigstes Campinggeschirr (in einfacher Ausführung) und Gaskocher
  • Taschenmesser
  • Feuerzeug
  • Microfaserhandtücher
  • Badekleidung
  • je eine Schlechtwetter-Garnitur an Kleidung pro Person
  • gutes Schuhwerk an den Füßen (für Kinder empfehlenswert: Wassersandalen zum Beispiel von Birkenstock)
  • Swaddle-Tücher (zum Beispiel von Aden Anais; als Windschutz, Sonnenschutz, dünne Decke, große Unterlage,...) 
  • Picknickdecke 
  • kleines Windelfrei-Töpfchen 


Sonntag, 12. Juli 2015

Babygeleitete Beikost

"Zwei Wiener Schnitzel, püriert, bitte!"
So lautete eine Bestellung von Zwillingseltern für ihre beiden 6 Monate alten Babys in einer Hotelbar. Die Familie lebt in Amerika und war hier in Deutschland zu Besuch. Was bei uns für Überraschung sorgt, mag in anderen Familien, an anderen Orten, in anderen Kulturen oder auch nur zu anderen Zeiten vollkommen normal sein.

Einfalt statt Vielfalt? 

Während in Deutschland die meisten Babys (bis vor kurzem) unentwegt Möhre und Hokkaido Kürbis zu sehen und schmecken bekamen, klingen Brei-Wünsche wie Avokado-Erdbeere-Hühnchen in unseren Ohren doch recht kreativ. Aber auch in Deutschland wird das Beikost-Angebot zunehmend größer und vielfältiger. Zu diesem Schluss kommt man zumindest, wenn man sich die Babybrei-Regale in Supermärkten und Drogerien ansieht. Da stehen doch tatsächlich Breie in der Geschmacksrichtung Schokolade oder Stracciatella oder sogenannte Gute-Nacht-Breie, die dem Käufer mit Möndchen und Sternchen auf dem Etikett eine ruhige Nacht suggerieren. Ein Blick auf die Zutatenliste verrät: in einem Gläschen Gute-Nacht-Brei sind sage und schreibe 7 bis 8 Stücke Würfelzucker! Ganz abgesehen davon, dass dies super ungesund ist, schläft das Baby entweder stundenlang - völlig erschlagen und überfordert von dieser Riesenmenge Zucker, die der kleine Magen erstmal verdauen muss, während Karies und Baktus sich in aller Seelenruhe im kleinen, schnarchenden Babymund an die Arbeit machen. Oder das Kind ist unglaublich aufgedreht, weil der kleine Körper mit dieser immensen und ungewohnten Zuckermenge einfach nur aufgeputscht wird.
Leider führte die Debatte, ob derartige Babybreie in Deutschlands Supermarktregalen verboten werden sollen, zu keiner zielführenden Lösung. Für Babys ist diese Unentschlossenheit innerhalb der verantwortlichen Reihen sicherlich nicht von Vorteil. Wer letztendlich dafür Sorge tragen kann, dass diese Produkte aus dem Sortiment ausscheiden, sind wir Eltern, indem wir derlei nicht kaufen und in jedem Fall beim Griff ins Regal auf die Zutatenliste der Babygläschen achten.
Was nicht drauf steht, ist nicht drin? Leider nein. Laut EU-Verordnung müssen nicht alle Zutaten auf der Zutatenliste aufgeführt werden, so lange sie unter den Grenzwerten liegen, die eine Deklaration per Gesetz erforderlich werden lassen. Das heißt, dass in den meisten gekauften Babybreien Zusatzstoffe wie zum Beispiel Zucker, Konservierungsstoffe und Farbstoffe versteckt sind, die nicht auf den Etiketten deklariert sind.

Trends in Sachen Beikost 

Wie fast alles, so sind auch Beikostfahrpläne sowie offizielle Empfehlungen für Babys gewissen Trends unterworfen. Hieß es vor einigen Jahren eher noch Einfalt statt Vielfalt, so hat sich dies mittlerweile beinahe ins Gegenteil verkehrt und wir als Eltern werden vor die Entscheidung gestellt, ob Möhre, Kürbis oder ob auch mal Pastinake, Fenchel, Rote Beete, Stracciatella oder Wiener Schnitzel mit dabei sein dürfen. Ob selbst gekocht oder aus dem Gläschen.

Auch die empfohlene Stillzeit der WHO hat sich zunächst von den empfohlenen 6 Monaten auf 4 Monate verkürzt, um daraufhin wieder auf 6 Monate angehoben zu werden. Nun wird empfohlen, dass man bereits ab einem Alter von 4 Monaten mit der Beikost beginnen kann - was jedoch im Umkehrschluss nicht bedeutet, dass man das tun muss! (Siehe Anzeichen zur Beikostreife!)

Der neueste Trend in Sachen Beikost heißt 'breifrei' und 'Baby led weaning'. Hier entscheidet das Baby, was gegessen wird, wie es gegessen wird, wieviel davon gegessen wird oder auch ob überhaupt was gegessen wird. Püriertes soll's nicht sein, gefüttert wird bei 'Baby led weaning' auch nicht. Zum Selberknabbern und Kennenlernen gibt's bissfest gegarte Gemüsesticks, gegessen wird erstmal mit der Hand und gerne das, was die Familie auch isst. Klingt eigentlich ganz praktisch. Jetzt stille ich jedoch seit einem halben Jahr, Gemüsesticks findet unser Sohn auch ganz witzig, aber essen kann er die jedenfalls nicht. Zum Runterwerfen und auf den Tisch matschen eignen sie sich prima. Was einmal unten lag, kommt dann aber in die Tonne - so war´s das dann ganz schnell mit den Gemüsesticks. Da er die Sticks nicht essen kann, wird er davon auch nicht annähernd satt und ist eigentlich eher frustriert als beglückt. Selbst essen kann ich dabei auch nicht, während mein Baby 'Baby led weaning' für sich austestet (wird von 'Baby led weaning' als Vorteil angepriesen). Was übrig bleibt sind Sauerei und Chaos und ein unzufriedenes Baby.
Brei war allerdings bei uns (beim zweiten Kind) auch nicht der Renner. Und auch wir wollen keinen Beikostfahrplan mehr fahren, wie wir das bei unserer Tochter erfolgreich getan haben. Immer frisch selbst gekocht, regional, saisonal und in Bioqualität. Als unsere Große so alt war wie unser Sohn jetzt, hat sie täglich zu festen Zeiten mit Freude 4 ordentlich portionierte Breie verputzt, und zwar bis auf den letzten Löffel.

Was tun?

Babygerechte Beikost individuell und immer anders? 

Kinder sind unterschiedlich. Und auch unsere Bedürfnisse als Eltern sind zu unterschiedlichen Zeiten einfach andere. Während wir damals unseren B(r)eikostfahrplan mit der selben Freude verfolgt haben, wie unsere Tochter unser Angebot aufgefuttert hat, so wissen wir jetzt, dass ein solches Vorgehen in unserer jetzigen Situation nicht unseren Wünschen entspricht. (Und damit meinen wir jetzt nicht nur unseren Wünsche als Eltern, sondern auch den Bedürfnissen unseres Sohnes.)
Nein, er isst die Breie nicht, die wir vor ihn hin stellen.
Aber er interessiert sich mittlerweile für unser Essen - und darf probieren. Und wenn es für ihn hilfreich ist, pürieren wir das auch gerne. Und füttern (mit dem Flexi-Löffel von Dr. Boehm) tun wir sowieso, wenn er die Bereitschaft zeigt, essen zu wollen - sonst würde auch wirklich gar nichts in seinem Mund landen. Wiener Schnitzel gibt es bei uns trotzdem nicht. Dabei bleiben wir, saisonal und regional und möglichst in Bioqualität. Auf Würze verzichten wir, zumindest in den Töpfen. Nachwürzen darf jeder nach Belieben auf seinem Teller.

Do´s and Dont´s und trotzdem flexibel 

Salz, Zucker, Honig (Honig ist ein unbehandeltes Naturprodukt und für Babys unter einem Jahr ungeeignet) und Kuhmilch sowie rohes oder wachsweiches Ei stehen für unseren Kleinen noch nicht auf dem Speiseplan. Er wird weiterhin gestillt und erhält somit ausreichend Milch, sodass wir gut und gerne auf artfremde Milch verzichten können. Brauchen wir dennoch mal einen Ersatz, zum Beispiel bei Kartoffelbrei oder Griesbrei, nehmen wir dafür natürlich keine Muttermilch sondern Reismilch oder Hafermilch. Damit kann man auch wunderbar Baby Obst-Getreide-Milch-Breie selbst kochen oder einfach nur Babymüsli zubereiten. So kann unser Sohn nicht nur entscheiden, was er gerne ist, Geschmäcker ausprobieren und bestimmen, wieviel er essen möchte, sondern er kann einfach auch überall mitessen. Ob bei Freunden oder auf Reisen, solange wir unseren Zauberstab im Gepäck haben, können wir auf traditionelle Breirezepte einfach verzichten. Auf dass die gemeinsame Elternzeit mit vielen (spontanen) Reisen und Ausflügen auch in Sachen Essen ein voller Erfolg wird und vor allen Dingen viel Freude macht!
Was wir jedoch beachten: die Zusammensetzung der Fettsäuren. Wie in traditionellen hiesigen Beikostplänen empfohlen, gibt es tierisches und pflanzliches Fett (mehrfach ungesättigte Fettsäuren, Omega-3-Fettsäuren) im Wechsel. So wird an einem Tag ein Stück Butter unter das (pürierte) Essen gemischt, und am nächsten Tag einen Teelöffel Rapsöl.

Beikostreife

Babys erreichen die Beikostreife nicht zu einem festgesetzten Zeitpunkt. Auch wenn so mancher ausgeklügelter Beikostfahrplan und der ein oder andere Kinderarzt uns dies glauben machen wollen. Ein Kind ist beikostreif, wenn es sich für Essen interessiert und mit sanfter Unterstützung im Rücken aufrecht stabil sitzen kann (zum Beispiel auf dem Schoß eines Erwachsenen oder für kurze (!) Zeit mit unterstützendem Kissen in einem Hochstuhl) und sich selbständig vom Rücken auf den Bauch drehen kann. Denn erst dann vermag das Baby, mit der Zunge seitliche Bewegungen im Mund auszuführen und der Zungenstreck-Reflex ist nicht mehr so ausgeprägt, dass das Baby jeden 'Fremdkörper' im Mund direkt wieder nach vorn befördert und ausspuckt.

Baby- und familiengerechte Beikost für unser Baby und unsere Familie 

Es kommt uns nicht darauf an, eine Milchmahlzeit zu ersetzen, sondern unseren Sohn sanft und in seinem Tempo an Essen heran zu führen. Dabei gehen wir auf seine natürliche Neugier ein. Wenn er beim Frühstück, Mittagessen und Abendessen probieren will, versuchen wir, dies möglich zu machen - auch wenn das heißt, dass er von Anfang an (unter Umständen) direkt drei mal am Tag etwas anderes als Muttermilch zu sich nimmt, beziehungsweise einige Löffelchen von unserem Essen probiert.
Unser Sohn hat einen sehr empfindlichen Magen und wir gehen davon aus, dass genau dies der Grund dafür ist, dass er in der Vergangenheit kein Interesse am festen Essen gezeigt hat und jetzt auch instinktiv steuern kann, wieviel und von welchem Essen und wie oft am Tag er essen möchte. Dennoch versuchen wir zu beobachten, wie er auf die unterschiedlichen Lebensmittel reagiert und diese verdaut. Dafür ist es hilfreich, nicht alles (oder so wenig wie möglich) als Mischmasch anzubieten, sondern Lebensmittel lieber separat und 'pur' auf den Familientisch zu stellen. So kann er auch viel besser Geschmäcker einordnen oder überhaupt entscheiden, welches Lebensmittel ihm zusagt, 'gut tut' und welches er essen möchte. Vermutlich hat kein Baby ein instinktives Gespür für Schoko-Nuss-Mus oder Wiener Schnitzel ;-) So dachten wir uns das zumindest!

Fragen zur Beikost und Ernährung am Familientisch 

Verschiedene Trends und eine gewisse Vielfalt im Angebot verlangen von uns als Eltern vor allem eines: eine Entscheidung oder zumindest eine Überlegung, wie man das Ganze selbst anpacken möchte. Was passt zu uns? Was möchte unser Kind? Was davon können wir realisieren und in unseren Alltag integrieren, ohne das Thema Essen zu einem Stress-Thema werden zu lassen? Was ist uns in Sachen Ernährung wichtig, was wollen wir unserem Kind vorleben und vermitteln? Wir können uns informieren, Trends hinterfragen und einen eigenen Weg für unser Baby und unsere Familie finden.
Dies ist uns bereits einmal geglückt, auch wenn unser Weg dahin anders ausgesehen hatte.
Jedenfalls ernährt sich unsere Tochter (bis heute) mit Freude, hat ein gesundes Verhältnis zu Nahrung und Essen, ist experimentierfreudig, isst sogar gerne Gemüse und 'stressig' ist das Thema Essen bei uns nicht. Wir freuen uns, wenn das Zusammensein am Familientisch weiterhin so entspannt bleibt und darum sieht der Weg zum Essen für uns und unseren Sohn diesmal anders aus, weil anderes Kind, andere familiäre Situation.

Was sind eure Gedanken und 'Praktischen Tipps' zum Thema Beikost? Wie handhabt ihr das in eurer Familie? Wir freuen uns über Feedback!



Hilfreiche Links zum Thema Beikost und Ernährung am Familientisch:

Edith Gätjen: Lotta lernt essen; Essensspaß für kleine Kinder; Lottas Lieblingsessen; Das geniale Familienkochbuch 
Loretta Stern, Anja Constance Gaca: Das breifrei! Kochbuch; Einmal breifrei bitte! 
Dagmar von Cramm: Richtig essen in Schwangerschaft und Stillzeit (Anmerkung: und in der Beikostphase!)